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Macht 5G Radio und TV mobil? 5G Today (2/3)

IMB5-Logo Vor der Auferstehung des mobilen Fernsehens stehen Testprojekte. In Bayern folgte auf IMB5 (2015) ab 2018 5G Today als Testplattform für den Einstieg der Mobilfunkbetreiber in die terrestrische Fernsehverbreitung.

Technische Grundlage bei 5G Today ist der Nachfolger der bei IMB5 eingesetzten Mobilfunk-Technik „evolved Multimedia Broadcast/Multicast Service“ (eMBMS). Für die Weiterentwicklung kam ein F für „Further“ in die Bezeichnung - also: „Further evolved Multimedia Broadcast/Multicast Service“ oder kurz FeMBMS. Gemeinsam ist beiden Verfahren, dass statt der beim Mobilfunk üblichen Struktur aus teils sehr kleinen Funknetzen nunmehr Hochleistungssender für eine großflächige Verbreitung der Signale verwendet werden. Dafür wurden der Begriff „High Power - High Tower“ und das Kürzel HPHT geprägt. Im Grunde entspricht das dem bisherigen Broadcast-Prinzip. Jedoch gibt es den Betreibern von Mobilfunk-Netzen und deren Vermarktern erstmals die Möglichkeit, die Verbreitung von Rundfunkprogrammen zu kontrollieren und damit Geld zu verdienen.

5G Today: HPHT und SFN

Ende 2019 wurde auf dem Wendelstein in 1.828 Metern Höhe eine erste Sendeanlage in Betrieb genommen. Anfang 2019 folgte eine weitere Sendeanlage in München-Ismaning. Dort kommt eine neuartige Antenne mit 12 Antennenfeldern in 200 Metern Höhe zum Einsatz. Beide Sendeanlagen arbeiten mit 100 kW Leistung. Wie zuvor IMB5 sendet auch 5G Today im 700 MHz-UHF-Band: Beide Standorte nutzen den Kanal 56 (754 MHz). Sie sind also als Single Frequency Network (SFN) konzipiert. Es handelt sich um das weltweit erste Projekt, das Rundfunksignale mit 5G-Technik in einem HPHT- und Gleichwellennetz ausstrahlt.

Die Vorbereitungen für 5G Today hatten im Juli 2017 mit der Entwicklungen zur Sende- und Messtechnik begonnen. Seit März 2019 laufen die Praxistests im SFN. Projektende ist nach einer Analyse der Ergebnisse und einem Ausblick auf mögliche Verwertungen am 31. Oktober 2019.

An dem Projekt beteiligt sind die Firmen Kathrein und Rohde&Schwarz, die Sendetechnik entwickeln und anbieten, und Telefonica vonseiten der
Das Verbreitungsgebiet für 5G Today. Grafik klickbar.
Der Senderstandort Wendelstein. Abb.: IRT.

Hinweis: 5G Today erprobt neue Verfahren. Die Sendungen können mit handelsüblichen Geräten nicht empfangen werden!
Mobilfunk-Unternehmen. Der Bayerische Rundfunk stellt die Sendestandorte und die Programme bereit. Federführend bei dem Projekt ist das Institut für Rundfunktechnik. Das IRT ist die gemeinsame Forschungseinrichtung von ARD, ZDF, ORF und SRG.

Erste Bilanz: Verlängerung notwendig

Das Projekt 5G Today habe gezeigt, „dass sich mit FeMBMS die Eigenschaften eines klassischen Rundfunkübertragungssystems erreichen lassen“. Diese erste Bilanz wurde kurz vor dem Abschluß Ende Oktober 2019 gezogen.

Man habe „weltweit erstmals eine komplette Sendekette für die großzellige Verbreitung von TV-Programmen auf Basis des LTE/5G Broadcastmodus FeMBMS realisiert“. Dies habe dem Ziel gedient, die Effizienz einer TV-Verbreitung mit 5G zu testen. Für die „5G-basierte Broadcast-Lösung“ wurden u.a. Komponenten für Ausstrahlung und Empfang entwickelt und getestet. Mit Blick auf die Besonderheiten des mobilen Empfangs wurden u.a. auch verschiedene Antennenpolarisierungen erprobt.

Die beteiligten Firmen und Institutionen wollen auch nach dem offiziellen Projektende weiter an dem Thema arbeiten. Es bestehe Bedarf u.a. für „detaillierte Untersuchungen zum Synchronisationsverhalten und der daraus resultierenden Versorgungsqualität“, wurde mitgeteilt.

Mit ähnlicher Zielrichtung laufen Testprojekte inzwischen auch in Brasilien und China. Wie bei 5G Today kommt dort Sendetechnik von Rhode&Schwarz zum Einsatz.

Erste Bilanz: Verlängerung notwendig

Es ist darauf hinzuweisen, dass sich 5G Today und alle anderen Ende 2019 / Anfang 2020 laufenden Projekte ausschließlich mit der Verbreitung von linearen (TV-Programmen) und nonlinearen (Videostreams auf Abruf) - also Bewegtbild-Inhalten - beschäftigt haben. Ein 5G-Radiomodus - wenn er denn überhaupt notwendig sein sollte - unterliegt anderen technischen Voraussetzungen. Denn der Hörfunk hat ein vorwiegend lokal und regional orientiertes Geschäftsmodell mit kleineren Versorgungsgebieten. Arbeiten an einem darauf ausgerichteten 5G-Radiomodus wurden bisher ohnehin nicht bekannt.

Die Euphorie einiger Leute teilen nicht alle aus der Rundfunktechnik-Branche. So warnte Arnold Stender, Chef des Sendenetzers Media Broadcast Ende Oktober vor Illusionen: „5G Broadcast ist ein spannendes Zukunftsthema, das auf Grund technischer und regulatorischer Hürden und fehlender Geschäftsmodelle voraussichtlich aber noch viele Jahre brauchen wird, bis die Technik für die terrestrische Verbreitung von linearem TV in Betracht kommt.“ Der Verweis auf die „regulatorischen Hürden“ ist ein Wink mit dem Zaunpfahl: Auch wenn die Mobilfunkbetreiber die terrestrische TV-Verbreitung kontrollieren, muss der freie Zugang zu den Programmen gesichert werden. Das zu tun ist Aufgabe der Politik!

Bis zur Standardisierung von 5G Fernseh-Broadcast, der Marktreife der sender- und empfangsseitigen Produkte und Erledigung der politischen Aufgaben dürften noch Jahre vergehen.

Weitere Informationen:
Hintergrund: Homepage 5G Today.
Hintergrund: Projektseite des IRT.
Hintergrund: DAB+ oder Mobilfunk für die Radioverbreitung?
TV-Projekt braucht noch Nacharbeiten vom 26.10.2019.
TV-Verbreitung braucht „noch viele Jahre“ vom 20.10.2019.
5G Today startet offiziell vom 9.5.2019.
Zweiter Sender für 5G Today einsatzbereit vom 22.3.2019.
WDR testet TV und Abruf in 5G-Netzen vom 13.2.2019.
Zweiter Standort für Projekt 5G Today in Bayern vom 4.2.2019.
Test mit 5G Broadcast startet in Bayern vom 5.12.2018.
IRT testet Rundfunk über Mobilnetz vom 25.9.2018.
Bayern testet Fernsehen im Mobilfunk vom 23.1.2018.

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