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DVB-T2 HD: HbbTV, ILS & Freenet TV Connect

Der Interaktiv-Standard Hybrid broadcast broadband TV (HbbTV) verbindet die Welten des Fernsehens und des Internets. Es hat sich als erfolgreiche europäische Kampfansage gegen die Hybrid-Portale der asiatischen TV-Hersteller erwiesen.

„Smartes“ Fernsehen für alle, unabhängig vom Hersteller ist das Ziel des in Europa entstandenen offenen Standards HbbTV. Das schließt zusätzliche Inhalte in allen Formen ebenso wie komplette Programme ein. Diese können als sog. Internet Linked Services (ILS) aus dem Internet auf den Fernseher gestreamt werden - ob live oder aus einer Mediathek heraus. Aber eben speziell auf die Besonderheiten des Fernsehers angepasst: Das betrifft neben technischen Fragen das 16:9-Seitenverhältnis, die Standards für die Bildauflösung und die Navigation mit der Fernbedienung des TV-Gerätes.

Ob Streaming, Mediathek oder App - die Voraussetzung für die Nutzung aller dieser Dienste ist die Eignung des Empfangsgerätes für HbbTV und dessen Anschluß an das Internet - dass in der Regel über den Router bewerkstelligt wird, der ein Minimum an Leistung bieten sollte - Freenet geht für seinen Dienst Freenet TV Connect von mindestens 3 Megabit pro Sekunde für den Upload aus. Bei der ARD werden 3,5 Mbit/s genannt.

Die per HbbTV zusätzlich angebotenen Streaming-Programme tauchen mit den terrestrisch verbreiteten zusammen in der allgemeinen Programmliste auf. Werden sie angewählt, beginnt das Live-Streaming nach einer kurzen Wartezeit, in der die Verbindung ins Web hergestellt wird.

ARD und ZDF sind Pioniere auf diesem Gebiet. Bereits seit etwa 2012/2013 fanden zuerst der digitale Videotext und dann die Mediatheken der einzelnen Programme viele Freunde. Frühzeitig hatte auch Sendenetzer Media Broadcast in diese Richtung gearbeitet. Private wie ARD und ZDF haben eine Bedienstrategie gefunden, an die sich die meisten Inhalte-Anbieter einigen. Und gemeinsam bewirbt man den Druck auf den roten Fernbedienungsknopf als Türöffner zu den neuen Diensten.
Die ARD-Mediathek.
Stand 3/2020 (klickbar).
Screenshot: dehnmedia.
2019/2020 wurden die Mediatheken der ARD-Sender unter einem gemeinsamen Dach zusammengefasst.
HbbTV-Dienste in Verbindung mit DVB-T waren ab 2009 im Probebetrieb.

ILS-Angebote von ARD und ZDF

Auch in Verbindung mit DVB-T2 HD setzen ARD und ZDF die Möglichkeiten von HbbTV ein. Über die „klassischen“ HbbTV-Anwendungen (Videotext, Untertitel, EPG, Mediatheken) hinaus erweitert das Streaming ganzer Programme über das Internet das terrestrisch verbreitete Senderangebot. Die ARD-Angebote sind im Herbst 2017 im Aufbau. Die ARD-Anstalten planen „perspektivisch ... eine flächendeckende Einführung von ILS-Angeboten in allen Sendegebieten“. Im März 2020 beteiligten sich alle
Das ILS-Angebot der ARD. Stand 3/2020 (klickbar).
Screenshot: dehnmedia.
ARD-Anstalten außer Radio Bremen und NDR. Im Ergebnis sollen alle Dritten Programme in allen Sendegebieten der ARD-Anstalten verfügbar sein.

ARD: Alle Videotexte auf gemeinsamer Plattform

2021 begann die ARD mit der Zusammenfassung aller HbbTV-Textseiten des Ersten und der Landesrundfunkanstalten auf einer gemeinsamen HbbTV-Technikplattform. Nach Abschluß der schrittweisen Integration der einzelnen Textangebote erfolgt die Navigation über eine für alle HbbTV-Text-Angebote einheitliche Benutzeroberfläche (Foto klickbar).

Technischer Kern ist eine Software-Plattform der Hamburger Firma Teravolt, die im Potsdamer Playoutcenter der ARD angesiedelt ist. Dort werden erfolgt die Zusammenfassung der Seiten aus den diversen Quellen. Sie werden nach einer Standardisierung in das HbbTV-System überspielt und stehen dann den Zuschauern zur Verfügung.

Für die ARD bringt das nicht nur einen Nutzen für die Zuschauer. Die gemeinsame Plattform soll auch zu Einsparungen beitragen. Als erste ARD-Anstalt wurden die Inhalte des Bayerischen Rundfunks im September 2021 integriert, der RBB folgte Ende 2021; im ersten Quartal 2022 sollen die Seiten des NDR und der ARD folgen.

Private Hybridplattform Freenet TV Connect mit einer Einschränkung

Mit dem Slogan „Für alle, die noch mehr wollen!“ bewirbt Media Broadcast seinen HbbTV-Dienst Freenet TV Connect, der zeitgleich mit der terrestrischen HDTV-Plattform der Privatsender am 29. März 2017 startete. Damit wird der Vorgänger, die Multithek, ersetzt.

Mit einem zweiten Logo und zunächst ungenauen Aussagen sorgte Media Broadcast für einige Verwirrung. Seit dem Februar 2017 zieht das Unternehmen einen Trennungsstrich zwischen der eigenen HbbTV-Plattform Freenet TV Connect und anderen auf HbbTV basierenden Inhalten anderer Anbieter.

Dies geschieht, indem Freenet auf die Version 1.5 des HbbTV-Standard aufsetzt und geeignete Geräte lizenziert (Screenshot klicken zum Vergrößern). Zum Start der Plattform ist allerdings nur eine Settopbox von Samsung erhältlich. Bei Freenet setzt man aber darauf, dass weitere Hersteller von Fernsehgeräten und Settopboxen mit Software-Upgrade für ältere Produkte und mit neuen Geräten auf den Zug aufspringen.

In der Version 1.5 aus dem Jahr 2012 ist erstmals MPEG-DASH enthalten. Dynamic Adaptive Streaming over HTTP ermöglicht die Kombination von linearem Streaming und adaptiven Elementen. Man könne „mit einer niedrigen Bitrate starten und dann das Bild hochskalieren“, begründet Sven Eckoldt, Produktmanager für Freenet TV Connect, die Entscheidung für die Version 1.5. Kurz: Je besser die Verbindung desto höher wird automatisch die Bildqualität eingestellt.
Nur ein Gerät kann zum Start von Freenet TV Connect alle Anwendungen reibungslos darstellen.
Der USB-Stick von Freenet TV soll später auch die Connect-Inhalte beherrschen.

Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Hardware, wenn man wirklich alle Angebote in guter Qualität von Bild, Ton und Datenfluß nutzen will. HbbTV 1.5 sollte es schon sein, macht Eckoldt deutlich. Das habe aber nichts mit den bekannten „Red Button“-Anwendungen zu tun - den Mediatheken, den EPGs und dem digitalen Teletext der wichtigen TV-Veranstalter sowie der Werbung bei Privatsendern. Der Rote Knopf der Fernbedienung wird weiterhin zu den programmbegleitenden bzw. programmverbundenen Inhalten führen. Dafür werden im Sinne der allgemeinen Nutzbarkeit ältere Versionen von HbbTV verwendet.

Damit das volle Leistungsspektrum genutzt werden kann empfiehlt Media Broadcast den Besitzern von HbbTV-geeigneten Receivern und Fernsehern: „Wer zum ersten Mal auf den Zusatzdienst zugreifen möchte, sollte sicherheitshalber ein Softwareupdate bei seinem Receiver oder TV-Gerät durchführen. Danach noch einen Sendersuchlauf starten ... “