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Archiv : Vorbereitungen für DVB-T2 (1/4) | |
DVB-T2 kann ab 2016 auf Sendung gehen
Im Juni 2014 verkündeten ARD, ZDF, RTL und ProSiebenSat1, ab 2016 auf DVB-T2 umzusteigen. Die Migration von DVB-T nach DVB-T2 könnte bis Mitte 2019 dauern. Alle Beteiligten sind sich einig, den effizienteren HEVC-Codec (H.265) statt des bisher international üblichen MPEG-4 (H.264) einzusetzen. Die Privaten wollen eine Verschlüsselung ihrer terrestrischen HDTV-Ausstrahlungen. Dafür soll eine nationale Plattform installiert werden. Die Medienanstalten wollen den Umstieg koordinieren und steuern.
Alle Beteiligten fordern jedoch von der Bundespolitik und der Bundesnetzagentur Planungssicherheit für die Frequenznutzung. Das 700 Hz-Band dürfe erst nach vollendetem Umstieg zugunsten des Mobilfunks umgewidmet und versteigert werden.
Hintergrund für die Zweifel an der Machbarkeit des Umstiegs war die Ankündigung der BNetzA, den 700 MHz-Bereich des UHF-Bandes an den Mobilfunk zu versteigern. BNetzA-Vertreter nannten als Betriebsbeginn sogar das Jahr 2015. Dagegen protestierten die Sender.
Die unklare Perspektive für die Frequenznutzung veranlasste auch die Privaten zu deutlichen Worten: Die ProSiebenSat1-Gruppe forderte: „Jetzt erwarten wir eine tatkräftige Unterstützung aus der Politik, um diesen Übertragungsweg wirtschaftlich tragfähig zu halten“, so Konzernvorstand Conrad Albert. Die RTL-Gruppe kündigte im Januar 2013 sogar den Ausstieg aus der terrestrischen TV-Verbreitung überhaupt an. Diese Entscheidung wurde allerdings Ende 2013 relativiert. Im Juni 2014 folgte eine Bereitschaftsvereinbarung mit dem Netzbetreiber Media Broadcast über den Umstieg auf DVB-T2 mit HDTV-Programmen.
Die ARD hatte Ende Juni 2014, untersützt vom Netzbetreiber Media Broadcast, ihre Bereitschaft erklärt, den Umstieg auf DVB-T2 zu beschleunigen, um das 700 MHz-Band nicht erst 2020 sondern schon Mitte 2019 zur Verfügung zu stellen. Schneller gehe es - angesichts der zahlreichen Umrüstungen von Sendeanlagen in der Fläche - aber nicht.
DVB-T2 zwischen Digitaler Dividende ...
Bewegung in die hart geführte - weil für das terrestrische Fernsehen existenzielle - war bereits Ende November 2013 mit dem Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung von CDU/CSU und SPD in die medienpolitische Debatte um Frequenzen bekommen. Dort wird als Regierungsziel ausdrücklich genannt:
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„Bei der Frequenzplanung (Digitale Dividende II) werden wir auf nationaler und europäischer Ebene im Einvernehmen mit den Ländern die Belange des hiervon betroffenen Rundfunks (DVB-T) und die Interessen der Nutzer drahtloser Produktionsmittel (z. B. in Kultureinrichtungen) berücksichtigen. Die für den Umstieg auf DVB-T2 notwendigen Voraussetzungen müssen erhalten bleiben.“
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Abzuwarten bleibt, wie konsequent und in welchem Zeitrahmen die 3. Regierung Merkel dieses aus Sicht der TV-Anbieter begrüßenswerte Ziel konkret mit Inhalt füllt und umsetzt - auch angesichts des zeitlichen Entgegenkommens de ARD. RTL nahm den Koalitionsvertrag immerhin zum Anlass, die Ausstiegsankündigung für DVB-T zurückzunehmen.
Ebenso abzuwarten bleibt das Ergebnis der Anfang 2014 eingeleiteten EU-Konsultation zur Nutzung der UHF-Frequenzen. Dafür wurde vorgegeben, „dass die Frequenzkoordinierung im Breitbandbereich bei unseren Anstrengungen zur Schaffung eines Telekommunikationsbinnenmarkts einen hohen Stellenwert einnimmt“.
Unterdessen haben die Bundesländer zur Umstellung auf DVB-T2 bekannt und erwarten ein zwischen den Öffentlich-rechtlichen und privaten Veranstaltern abgestimmtes Umstiegsszenario.
Letztlich dürfe „für den Breitbandausbau nicht vorrangig auf die Kapazitäten des terrestrischen Digitalfernsehens zugegriffen werden“, beschlossen die Ministerpräsidenten im Juni 2014. „Frequenzen, die infolge der Umstellung von DVB-T auf DVB-T2 vom Rundfunk sukzessive nicht mehr benötigt werden, (sollen) frühestmöglich zur Förderung des Breitbandausbaus und vorrangig zur Versorgung ländlicher Räume zur Verfügung gestellt werden“. Der Auktionserlös des 700 MHz-Bandes solle zudem „nach Abzug der Umstellungskosten hälftig zwischen Bund und Ländern aufgeteilt“ und von beiden für Breitbandausbau und Digitalisierung verwendet werden.
... und Grundverschlüsselung
Nach wie vor offen ist außerdem, welche politischen Vorgaben auf die Privaten zukommen. Sie wollen DVB-T2 mit der Einführung von HDTV verbinden. Im Gegensatz zu den zu erwartenden HD-Kanälen von ARD und ZDF wünschen sich die Privaten dafür eine Grundverschlüsselung. Die RTL-Gruppe hatte sich schon 2006 in dieser Richtung geäußert. Allerdings ist ihr technischer Sonderweg mit dem Pay-Projekt Viseo+ offenbar gescheitert. Das Paket wurde ab 2009 und mit Lizenzierung bis Ende 2014 in drei DVB-T Regionen eingeführt. Kundenzahlen wurden nie bekannt gegeben und anhand der Marktzahlen lässt sich nicht erkennen, dass damit anhaltende positive Impulse für die Entwicklung von DVB-T gesetzt worden wären.
Nach dem Verschlüsselungs-Szenario wären die privaten HD-Programme á la HDplus (via Sat) kostenpflichtig. Die Aussicht auf Refinanzierung könnte die Privaten möglicherweise veranlassen, diese Programme über die DVB-T Ballungsräumen hinaus auch in die bisher ignorierten Regionen auszustrahlen. Ob und wie das die TV-Terrestrik attraktiver machen könnte, ist Anfang 2014 nicht absehbar.
Die unterschiedlichen Positionen erschweren die Entwicklung einer gemeinsame Umstiegsstrategie und gemeinsamer PR-Aktivitäten. Die Medienanstalten wollen diese Diskussionen moderieren. Involviert sind dabei neben den Sendern die Bundesregierung, 16 Landesregierungen, 14 Medienanstalten, Sendenetzbetreiber, Gerätehersteller, Verbraucherschützer, Industrieverbände usw.
ARD und ZDF hatten zwischenzeitlich deutlich gemacht, das sie im Zweifelsfall auch ohne die Privaten in den neuen Übertragungsstandard starten würden. „Die Entscheidung in unserem Haus ist jedoch nicht zwingend an ein 'mitgehen' der Privaten gebunden“, äußerte ZDF-Technikchef Andreas Bereczky.
Technisches
Für Deutschland steht im Übrigen eine technische Novität ins terrestrische Haus: Die bisherigen DVB-T2 Länder nutzen im Wesentlichen die MPEG-4 Kompression für bis zu sechs SD- oder weniger HDTV-Programme in einem Kanal. Die Senderfamilien ARD, ZDF, RTL und ProSiebenSat1 sowie Medienanstalten und der Netzbetreiber Media Broadcast haben sich im Juni 2014 darauf verständigt, die jüngere und effizientere Kompression mit HEVC (H.265) einzusetzen. Der Bayerische Rundfunk und das Institut für Rundfunktechnik kündigten im Juli 2014 Testausstrahlungen mit dem HEVC-Codec in einem Münchner Gleichwellennetz an, die zur Geräteoptimierung auf der Sende- und Empfangsseite beitragen sollen.
Zugleich stellten die Privaten klar, dass sie DVB-T2 nur mit einer Grundverschlüsselung und einem zentralen Marktmodell für HDTV-Programme einführen wollen. Die Medienanstalten wollen die Einführung koordinieren und steuern. Sie wollen ab Mitte 2014 die notwendigen medienrechtlichen Änderungen anschieben, um den Weg für eine solche nationale Vermarktungs-Plattform zu bereiten.
Nicht voreilig einkaufen
Ein frühzeitiger Kauf von Fernsehern für DVB-T2 ist nicht empfehlenswert. Bei den bis Ende 2015 angebotenen Geräten dürfte es sich um Importe, z.B. aus England, handeln. Diese Geräte sind mit Sicherheit nicht für den HEVC-Codec geeignet. Zudem ist noch nicht bekannt, welches Verschlüsselungsverfahren für die privaten HDTV-Programme notwendig sein wird.
Weitere Infos zu DVB-T2:
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