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Freenet TV - die Plattform der Privaten (2/2)

Dass RTL und ProSiebenSat1 ihre terrestrischen HDTV-Programme nicht gratis verbreiten würden, war frühzeitig klar. Mit dem Umstieg auf DVB-T2 HD folgt die Antenne dem Vorbild von Kabel und Satellit - die Privatsender vermarkten ihre HDTV-Kanäle nun auch terrestrisch. Die Plattform Freenet TV sorgt seit dem 29. März 2017 für Programme, Technik und Vermarktung. Die eigenen Angaben (Ende 2017: 975.000; ab März 2018 mehr als 1 Mio. Kunden) wurden im Quartalsbericht 3/2018 der Mutter-AG kräftig nach unten korrigiert.

Kosten und Konditionen

Der am 31. Mai 2016 gestartete DVB-T2 HD „Pilot-Kanal“ brachte mit vier grundverschlüsselten - aber freigeschalteten - Programmen einen kostenlosen Vorgeschmack auf das spätere Freenet TV-Paket, das am 29. März 2017 mit dem kompletten Programmangebot startete. Technische Voraussetzung ist ein von Freenet TV zertifiziertes und mit dessen Logo ausgestattetes Empfangsgerät. Das kann laut AGB „Set-Top-Box, CI+-Modul, USB-Stick“ sein. Geeignete Produkte werden im Handel angeboten. Das Zugangsmodul für Fernsehgeräte mit CI+-Schnittstelle (zunächst 79,99 Euro, ab September 2018 auf 59,99 Euro reduziert) und der USB-Stick (59,99 Euro) werden unter Freenet TV vermarktet.

Ab dem 1. Oktober bietet FreenetTV für 89 Euro ein neues CI+-Modul an, das bereits mit einer Freischaltung für 12 Monate ausgeliefert wird. Dies ist laut dem Anbeiter 39 Euro günstiger, als das vorherige Modul.

Bis Ende Juni 2017 - bzw. drei Monate nach dem ersten Einschalten eines später gekauften Gerätes - gibt es eine dreimonatige Gratisphase. Eine Ausnahme ist der USB-Stick, dessen Käufer nur einen Freimonat erhalten. Basis der Kosten für den weiteren Zugang zu den Freenet TV-Programmen nach der Gratisphase ist der Jahrespreis von 69 Euro. Für die Abwicklung werden mehrere Möglichkeiten angeboten.

Option 1: Prepaid mit Rubbelkarte
Freenet TV wurde im Vorfeld des Starts ausschließlich als Prepaid-Angebot beworben. Ende Februar 2017 begann der Verkauf von Guthabenkarten für 69 Euro. Seit Ende 2018 werden Guthabenkarten auch mit 18 Monaten Laufzeit für 99 EUro verkauft. Enthalten ist der Zugang zu den privaten HDTV-Programmen für ein Jahr ab Freischaltung. Wird eine Verlängerung gewünscht, muss rechtzeitig eine neue Karte gekauft werden. Sonst werden die Programme automatisch abgeschaltet. Eine besondere Kündigung ist nicht erforderlich.

Die Freischaltung bzw. Verlängerung kann über die Website von Freenet TV oder telefonisch erfolgen. Erforderlich sind nur die auf der Guthabenkarte frei zu rubbelnde Codenummer (siehe klickbares Foto von Freenet TV) und die Freenet TV ID, die sich auf einem Aufkleber am Empfangsgerät befindet. Persönliche Daten werden nicht abgefragt. Wer sich mit der Guthabenkarte online registriert soll einen zusätzliche Freimonat bekommen, der an die 12 Monate Laufzeit angehängt wird.

Option 2: Monatlich kündbares Abo
0 Der Plattform-Betreiber Media Broadcast hatte schon Ende 2016 andere, später einzuführende, Optionen nicht ausgeschlossen. Ein paar Tage vor dem 29. März 2017 tauchte ein Monatsabo auf der Website des Bezahlpaketes auf, eine offizielle Presseinfo dazu kam erst im Mai 2017. Es handelt sich um ein Abo mit einem Monat Laufzeit für jeweils 5,75 Euro (also pa wieder 69 Euro). Das Abo verlängert sich automatisch in den Folgemonat oder kann zum Ende des Vertragsmonats gekündigt werden. Voraussetzung ist das Anlegen eines Kundenkontos und die Teilnahme am Lastschriftverfahren. Für das Anlegen des Kundenkontos verspricht Freenet TV einen Gratismonat, der auf der ersten Rechnung gutgeschrieben wird.
Service: Registrierung für Monatsabos im Internet.

Option 3: Haushalts-Rabatt
Ende Mai 2017 wurde eine dritte Gebühren-Option angekündigt: Für Zweit- oder Drittgeräte im Haushalt sollte ein Rabatt von 20 Prozent gewährt werden. Das sollte nur per Bankeinzug (also nicht mit Guthaben-Karte) zu bezahlen sein. Unverständlich ist auch bei dieser Option die Benachteiligung der Käufer des USB-Sticks, der nach bisherigen Informationen nicht in die Rabattierung einbezogen werden kann. Mehr als ein Jahr später ist von dieser Option nicht mehr die Rede.

Service-App
Seit Mitte Juni 2018 bietet FreenetTV eine Service-App zum kostenlosen Download an. Diese bietet Möglichkeiten für die Erst-Einrichtung bzw. die Verlängerung des Zugangs (einschließlich der Bestellung von Guthabenkarten) und die Auswahl der Bezahl-Option. Dort gibt es ebenso Infos über den Stand des Guthabens und die weitere Laufzeit des Zugangs. Über die App können mehrere Zugänge verwaltet werden. Zu ausgewählten Empfangsgeräten werden Produktinformationen
(Grafik klickbar. Screenshots: Media Broadcast)
vorgehalten.

Änderung der Geschäftsbedingungen
Im April 2018 wurden neue Konditionen für die dreimonatige Gratisphase bekannt gegeben. Wer die kostenpflichtigen Programme sehen will, muss sich nun zunächst mit der Gerätekennung und einer Mailadresse bei FreenetTV anmelden. Erst dann erfolgt die Freischaltung für die Gratiszeit. Die Freischaltung endet, sofern nicht rechtzeitig ein kostenpflichtiges Abo abgeschlossen wird.

Empfangsgeräte

Das Zugangsverfahren stammt von der Firma Irdeto. Es schließt die Möglichkeit einer Implementierung des Zugangs ins Endgerät ein. In diesem Fall sind keine Smartcards notwendig. Für den Zugang bietet Freenet TV zwei Möglichkeiten.

Der „kartenlose“ Zugang („cloaked“) kommt grundsätzlich bei Settopboxen zum Einsatz. Sinnvoll ist das für noch kleinere Geräte für Computer, Tablets, Smartphones usw., deren Nutzung nicht auf die öffentlich-rechtlichen Programme beschränkt sein soll. Einen USB-Stick (Prototyp siehe Foto rechts) bietet FreenetTV seit 2018 an. Ab Mitte 2018 nutzt auch ein erstes portables Fernsehgerät dieses Verfahren für den Zugang.
dehnmedia-Gerätedatenbank: Settopboxen mit Freenet-Logo, Fernseher mit integriertem Zugang.

Die Alternative - vor allem für Fernsehgeräte - ist das Zugangsmodul, das Freenet TV zunächst für 79,99 Euro anbot und seit September 2018 für 59,99 Euro vertreibt. Auch hier ist die Funktion der Smartcard schon integriert. Das Modul wird auf die CI+-Schnittstelle gesteckt. Hintergrund ist, dass die meisten Fernsehgeräte (und einige Settopboxen) für mehrere Empfangswege und einer CI+-Schntitstelle für PayTV ausgestattet sind. Zudem wird FreenetTV nicht mehr nur via Antenne, sondern auch über Satellit angeboten.

Ende Oktober 2018 stellte Media Broadcast ein weiteres Angebot vor unter dem Namen FreenetTV Entertainment vor. Neue Zugangsmodule kombinieren FreenetTV via Sat oder Antenne mit dem Zugang zur Streaming-Plattform Maxdome mit 50.000 Film- und Serientiteln. Das neue Modul kostet 89 Euro und enthält sechs Freimonate. Bestandskunden können die Entertainment-Opion für 6,99 Euro monatlich (auch monatlich kündbar) dazu buchen.
dehnmedia-Gerätedatenbank: Fernseher und Settopboxen für das Freenet TV-Modul.

Egal welches der beschriebenen Zugangsverfahren im erworbenen Geräte eingebaut ist - nach Ende der Gratisphase muss für die Nutzung der privaten HDTV-Programme des Freenet-Paketes bezahlt werden. Der Empfänger muss freigeschaltet werden.

Gerätelogos: Hilfe oder Irritation?

Nicht auf den ersten Blick verständlich ist vielleicht, welche Bedeutung das grüne DVB-T2 HD-Logo und das Logo von Freenet TV haben. Worauf muss man beim Gerätekauf achten?
Settopboxen mit dem Logo von Freenet TV empfangen die grundverschlüsselten privaten Programme zu den Geschäftsbedingungen des Anbieters und in dessen Verbreitungsgebieten. Die Irdeto-Entschlüsselung ist integriert, ebenso der „kartenlose“ Zugang (ohne Smartcard).
Die Geräte können zusätzlich das grüne Logo der Deutschen TV-Plattform tragen.

Fernsehgeräte mit dem grünen DVB-T2 HD Logo haben eine „CI+-Schnittstelle“. Mittels des gesondert im Handel zu erwerbenden Zugangsmoduls für Freenet TV werden dessen grundverschlüsselte Programme gemäß deren Geschäftsbedingungen und in den entsprechenden Verbreitungsgebieten freigeschaltet.
In den meisten Settopboxen mit dem grünen DVB-T2 HD Logo ist das kartenlose Irdeto-System von Freenet TV eingebaut. Nur wenige Boxen haben eine CI+-Schnittstelle.
DVB-T2 HD Geräte ohne eines der beiden Logos empfangen zumindest alle Programme von ARD und ZDF sowie wenige Private ohne zusätzliche Kosten. Jedoch können Geräte ohne CI+ oder ohne ab Werk integrierten Zugang später nicht für Freenet TV nachgerüstet werden.
Minimal-Anforderungen der TV-Plattform, Tipps für den Gerätekauf.
dehnmedia-Datenbank: Settopboxen und Fernseher mit dem grünen Logo.

Businessplan für Freenet TV

Für die Freenet TV-Plattform nannte Freenet-Chef Christoph Vilanek Mitte April 2017 auf einer Investorenkonferenz folgende geschäftlichen Ziele:
Termin DVB-T2 Haushalte Abonnenten DVB-T2 HD-Migration

12.4.2017 1,2 bis 1,5 Mio. 160.000 2 Wochen nach dem Start von DVBT2 HD
30.6.2017 1,7 bis 2,2 Mio. 500.000 Ende der Gratisphase in den Startregionen
Ende 2017 2,5 Mio. 800.000 Start von FreenetTV in 8 Regionen am 8.11.
Ende 2018 3,4 Mio. * 1 Mio. Ende Freenet-Ausbau (6 Regionen)

* Es wird von 3,4 Mio. Haushalten ausgegangen, die nur per Antenne empfangen (also ohne Nutzer von Zweit- und Drittgeräten).

„Zu den Wachstumstreibern des Freenet TV Endkundengeschäfts zählen neben dem Austausch alter Set-Top-Boxen auch die Umrüstung von Zweit- und Drittfernsehern sowie von anderen Kommunikationsgeräten auf DVB-T2 HD zum Beispiel über einen USB-Stick sowie die geplante Abschaltung des analogen Kabelfernsehens in einigen Regionen Deutschlands“, kommentiert die Freenet AG ihre geschäftlichen Hoffnungen. Für Ende 2017 geht Vilanek von einem monatlichen Umsatz je Kunde (ARPU) von 4,50 Euro aus. Den Umsatz mit Freenet TV will Vilanek von 12 bis 16 Mio. Euro in 2017 auf 35 bis 50 Mio. Euro in 2018 steigern.

1,14 Mio. Kunden im August 2018 - Terrestrik-Markt fast ausgeschöpft

Die Prognose der Freenet AG scheint in der ersten Umstiegsphase aufzugehen. Ende Juni meldete das Unternehmen Planerfüllung mit 500.000 zahlenden Kunden. Ende August gab man schon 700.000 Zahlende von 2,3 Mio. DVB-T2 HD-Haushalten bekannt. Damit sieht der Betreiber Media Broadcast (bzw. dessen Mutterfirma, die Freenet AG) den Marktanteil von DVB-T2 HD in den im März 2017 umgeschalteten Regionen bei 11,7 Prozent, einschließlich der mobilen Nutzer sogar bei höchst optimistischen 14,7 Prozent.

Für Ende September wurden 875.000 zahlende Kunden von 3,4 Mio. Ende März 2017 umgestellten Haushalten gemeldet. Damit wurde das Ziel für 2017 frühzeitig überschritten. Dadurch erhöhen sich die Erwartungen - und das Ziel wurde auf 950.000 zahlende Kunden bis Jahresende 2017 hochgesetzt. Die Freenet AG meldete in ihrem Jahresabschluß für 2017 sogar 975.000 Abonnenten. Wenige Tage vor dem ersten Sendejubiläum meldete Media Broadcast den einmillionsten Kunden für das Pay-Paket. Im August 2018 wurden 1,14 Mio. Kunden angegeben. Die Möglichkeiten des Terrestrik-Marktes scheinen damit annähernd erschöpft, obwohl der Netzausbau zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen war.

Von der Spekulation zur Strategie - Freenet TV auch aus dem All

Richtig Geld verdienen mit Freenet TV ließe sich, wenn es gelänge, das eher bescheidene Kundenpotenzial der Terrestrik erheblich zu erhöhen. Das könnte durch eine zusätzliche Verbreitung via Satellit erreicht werden. Ähnliches wird bereits in England, Italien und Frankreich praktiziert. In Österreich startete das kommerzielle DVB-T2 Paket SimpliTV im Sommer 2017 via Satellit.

Gerüchte um eine solche Strategie wies Media Broadcast im Juni 2017 zurück: Es gebe „keine konkreten Pläne in diese Richtung“. Im Februar 2018 kam die Kehrtwende und die offizielle Ankündigung von Media Broadcast: Freenet TV startete Ende März 2018 über den Astra-Satelliten. Damit wurde das Kundenpotenzial schlagartig von etwa 3,4 Antennen- um 17,6 Mio. Sat-Haushalte und auf etwa 55 Prozent der deutschen Fernsehhaushalte erweitert. Gegenüber konkurrierenden Anbieter von HDTV-Satellitenpaketen wie HDplus vo Astra oder Diveo des Anbieters M7 hat Freenet TV damit einen einzigartigen Vorteil.

Auch aus dem Orbit kommt Freenet TV für 5,75 Euro monatlich. Neben einer ersten zertifizierten Settopbox sollen die schon verkauften CIplus-Module für beide Empfangswege geeignet sein. Auch könne man per Online-Ummeldung jederzeit spontan zwischen Antennen- und Sat-Empfang wechseln.

Strategie allein reicht wohl nicht - Nutzerzahl nach unten korrigiert

Hat sich die Freenet AG mit dem Bezahlfernsehen übernommen? Daraufhin deuten könnte schon der Umstand, dass die Betreibergesellschaft Media Broadcast die Gewerkschaft Verdi im September 2018 vor die Alternative einer Viertagewoche ohne Lohnausgleich oder die Entlassung von 25 Prozent der Beschäftigten stellte. Der nächste Schlag erfolgte hinter den Kulissen zeitgleich, wurde aber erst Anfang November 2018 publik: Die Freenet AG musste die Angaben zu den Kundenzahlen von FreenetTV im Aktionärsbericht zum 3. Quartal 2018 erheblich nach unten korrigieren und die AG räumt in dem Dokument indirekt eine falsche Berichterstattung ein:
Bislang wurde die Anzahl der verkauften Kundenkarten mit der Anzahl der freenet TV Abo-Kunden gleichgesetzt. Allerdings hat ein Teil dieser Kunden regelmäßig seine Guthabenkarten auf Vorrat gekauft, ohne diese unmittelbar zu aktivieren beziehungsweise den entsprechenden Umsatz zu generieren.
Die Freenet Group habe nun die Zählweise „aus Gründen größerer Transparenz und besserer Messbarkeit umgestellt“. Das führt konkret dazu, dass der Stand der Abonnenten des Bezahlfernsehens über beide Sendeplattformen von 1,14 Mio. um immerhin rund 20 Prozent auf nur noch 901.500 reduziert werden musste.

Das Management tröstet die Aktionäre: Binnen Jahresfrist sei gleichwohl die Zahl der RGUs („Revenue Generating Units“ = Umsatzerzeugende Kunden) von 744.900 um 21 Prozent auf den heutigen Wert gestiegen. Den Aktionären verspricht man, „auf direktem Wege das Jahresziel von 1 Millionen RGU zu erreichen und das angestrebte Wachstum kontinuierlich fortzusetzen“. Dann sind unterschiedliche Zählweisen offenbar nicht mehr so wichtig: „Die RGU-Zielgröße ist der Höhe nach vergleichbar mit der prognostizierten Zielgröße für die freenet TV Abo-Kunden in Höhe von 1,2 Millionen.“

Bilanz 2018

Laut den im Februar 2019 veröffentlichten Eckwerten der Konzernbilanz hatte FreenetTV zum Jahreswechsel 2018/2019 1,142 Mio. Abo-Kunden. Bei der Zählung der RGUs gehen 1,014 Mio. „tatsächlich aktive (umsatzgenerierende) Nutzer“ in die Bilanz ein. Das liege um 12 Prozent über dem Wert von Ende 2017 und leicht über dem Planziel von 1 Mio. RGUs zu Ende 2018.

Aus der Veröffentlichung geht nicht hervor, wieviele der Nutzer FreenetTV terrestrisch bzw. per Astra nutzen. Ein Jahr nach dem Start des Sat-Paketes von FreenetTV ist also die dort erreichte Marktposition unklar. Mit dem Abschluß des Netzausbaus ist zudem auch das maximale Kundenpotenzial über DVB-T2 HD erreicht.

Aufzeichnung - Lockmittel mit Einschränkung

Das wurde Ende Mai 2018 noch vorangetrieben: Sat-Kunden können seither ihr CI+-Modul für Freenet TV verwenden, um beide Empfangswege zu kombinieren. Sat-Kunden von Freenet TV könnten über einen Fernseher mit Multistandard-Tuner beispielsweise ein Programm via Sat live ansehen und ein anderes via Terrestrik empfangen und aufzeichnen.

Ganz so einfach wie beworben ist das freilich nicht. Um die bei HDTV-Programmen üblichen Aufnahme-Einschränkungen zu umgehen, erfolgt die Aufzeichnung nicht in Full HD, sondern in der auf 1/4 der Bildqualität reduzierten Standard-Bildauflösung („SD“). An Freenets Antennenzuschauern geht das neue Verfahren eher vorbei. Sie müssten eine Sat-Schüssel aufstellen, was oft aus mietrechtlichen Gründen gar nicht zulässig ist. Dazu kommt, dass die Ausrichtung der Schüssel nach Süden auf die Astra-Satelliten nicht möglich ist.

Kampfpreise für Terrestrik-Kunden

Schon wegen der Frequenzknappheit ist FreenetTV einziger Anbieter eines Paketes mit privaten HDTV-Programmen über DVB-T2 HD. Seit März 2018 bietet FreenetTV auch via Satellit ein erheblich umfangreicheres HD-Paket an. Damit hat man sich in Konkurrenz zu etablierten Anbietern wie HDplus begeben. Der Wettbewerb läuft wesentlich über den Preis, da alle Anbieter alle wichtigen Privatsender vermarkten müssen, um kokurrenzfähig zu sein. Mit einer Preissenkung von 79,99 Euro auf 59,99 Euro für das CI+-Modul leitete Media Broadcast anlässlich der IFA 2018 eine neue Phase im Wettbewerb mit den anderen Sat-Paketanbietern ein.

Eine radikale Preissenkung erfolgte zur IFA 2019: Das Kampfpreis-Angebot an Neukunden für ein CI+-Modul (Abb. rechts) um nur noch 34,99 Euro richtet sich jedoch nur an Terrestrik-Zuschauer. Enthalten sind ein Freimonat und eine 30 Tage Geld-zurück-Garantie. „Das TV-Modul ist für DVB-T2 HD-taugliche TV-Geräte mit CI+ Schacht geeignet“, heißt es in der Pressemitteilung von Media Broadcast. Noch vor diesem Hinweis werden an gleicher Stelle allerdings „bis zu 69 HD-Programme“ - und damit ungesagt das Sat-Angebot - beworben. In der Pressemitteilung werden nur noch Satellitenhaushalte adressiert, denen „bis zu 69 HD-Programme, freenet TV connect inklusive, ohne Abo, ohne automatische Verlängerung, ohne Smartcard“ versprochen werden.

Sat-Paket wird Ende 2020 abgeschaltet

Seit dem Start des Sat-Pakets im März 2018 und bis Ende Juni 2019 hatte FreenetTV für beide Verbreitungswege nur 37.000 neue „umsatzgenerierende Kunden“ gewinnen können. Die Verteilung der Kundenzahlen auf Sat und Antenne wurde nie veröffentlicht. Gut ein weiteres Halbjahr später räumte ein Sprecher von Media Broadcast ein: „Rund zwei Jahre nach dem Start nutzt nur ein marginaler Teil der Freenet-TV-Kunden das Angebot über Satellit, der mit weitem Abstand größte Teil der Kunden nutzt Freenet TV ausschließlich über Antenne – über eine Million.“

Nachdem im November 2019 der Wettbewerber Diveo abgeschaltet wurde, reagierte auch Media Broadcast: FreenetTV via Satellit wird ab Anfang Februar 2020 nicht mehr vermarktet und Ende 2020 abgeschaltet. FreenetTV via Antenne (DVB-T2 HD) wird weiter betrieben.

Die Konzernbilanz der Freenet AG für 2019 unterstreicht diese Entscheidung: Berichtet wird ein geringer Anstieg „um rund 6.900 auf jetzt 1,021 Millionen freenet TV Abo-Kunden (RGU)“. Für 2020 wird eine „stabile“ Entwicklung erwartet. Das Kundenpotenzial über DVB-T2 HD scheint also ausgeschöpft und das Sat-Angebot hat nicht funktioniert.

Ab Mai 2020: Preiserhöhung über 20 Prozent

Der Markt der Antennen-Zuschauer wird stabil bleiben; daher wird auch das Kundenpotenzial für FreenetTV nicht wachsen. Eine weitere Entwicklung der Geschäftszahlen von FreenetTV ist daher nur durch eine Preiserhöhung zu erreichen. Im vorläufigen Konzernbericht von Ende Februar 2020 hieß es dazu:„Die Annahme gleichbleibender freenet TV Abo-Kunden (RGU) berücksichtigt nicht die Auswirkungen unterjähriger Preisänderungen für das Produkt.“ Das wurde wenige Tage später bestätigt. FreenetTV kostet schon ab dem 1. Mai 2020 monatlich 6,99 Euro - das sind fast 22 Prozent mehr als die bis dahin geforderten 5,75 Euro. Eine Guthabenkarte für 12 Monate soll demnach statt 69 Euro 85 Euro kosten, also um 23 Prozent teurer werden. Man gebe aber nur „einen Teil“ der „gestiegenen Kosten unter anderem für Programminhalte, Technik und Standorte, Strom und Personal“ an die Kunden weiter.

Um die Gemüter zu beruhigen wurden zugleich neue Inhalte über den in FreenetTV integrierten HbbTV-Dienst FreenetTV Connect angekündigt. Auch von Bundles war die Rede - wofür in erster Linie der IPTV-Schwesterdienst Waipu.TV in Frage kommt. Konkretes werde später in 2020 - möglicherweise zur Funkausstellung - bekannt gegeben.

Weitere Entwicklung

Eine Kundenabwanderung wegen der Preiserhöhung ab Mai und der Ende 2020 bevorstehenden Sat-Abschaltung schien sich zumindest zur Jahresmitte 2020 in Grenzen zu halten. Der Bestand an Abonnenten sank im Vergleich zum 1. Halbjahr 2019 von 1,0375 auf 1,0050 Mio. - also „wie erwartet“ um nur 32.500. Allein im 3. Quartal verdoppelte sich dieser Wert auf rund 63.000 Kündigungen. Ende Oktober 2020 lag der Bestand bei noch 942.000 Abos. Das sind 7,7 Prozent weniger als zum Jahresbeginn und 9,1 Prozent weniger als zum Vorjahresquartal.

Alles nicht so schlimm, erklärt die AG ihren Aktionären: Ursache sind „die profitabilitätsbedingte Abschaltung von Satellitenkunden sowie die Preiserhöhung um rund 20 Prozent im Mai 2020“. Obwohl weitere Kündigungen im 4. Quartal erwartet werden heißt es: „Aber auch dann bliebe die Preiserhöhung insgesamt sehr profitabel.“

2022: Wieder wird an der Preisschraube gedreht

Mitte 2022 wurde das Vorhaben einer neuen kräftigen Preiserhörhung bekannt. Der Monatspreis von nun 7,99 Euro liegt um einen Euro bzw. gut 15 Prozent über den bisherigen 6,99 Euro. Betroffen sind Neukunden ab dem 1. September und Bestandskunden ab dem 1. Dezember 2022.

2024: Freenet TV als Alternative zum TV-Kabel?

Nachdem die vorherige Preiserhöhungen nach Firmenangaben trotz des Verlustes von mehr als 100.000 zahlenden Haushalten bis Mai 2021 „insgesamt sehr profitabel“ wirkte, schaut die Freenet AG nach eigener Abgabe auf das Mitte 2024 voraus. Dann entfällt das „Nebenkostenprivileg“, durch das 12 Mio. Mieter bois dahin an den Kabelanschluß gebunden sind, den der Vermieter vorgibt. Ab 2024 können die Mieter den Versorgungsweg frei wählen. Dann, so die Ausrechnung bei Freenet TV, könnte die Antenne wieder stärker in die Überlegungen kommen. Im Zweifelsfall steht der Konzern aberauch mit seiner Streaming-Plattform WaipuTV bereit.

Links zum Thema
Homepage Freenet TV.
Wikipedia-Eintrag zu HEVC.
FreenetTV dreht erneut an der Preisschraube vom 25.7.2022.
Die Kasse stimmt - auch ohne Sat-Paket vom 30.12.2020.
FreenetTV ist trotz sinkender Abos profitabel vom 6.11.2020.
FreenetTV verliert Kunden vom 12.8.2020.
FreenetTV ab heute mehr als 20 Prozent teurer vom 1.5.2020.
FreenetTV erhöht Preise um knapp 22 Prozent vom 4.3.2020.
Freenet-Bilanz für 2019, Preiserhöhung geplant? vom 27.2.2020.
FreenetTV HD-Paket über Astra wird eingestellt vom 6.2.2020.
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FreenetTV-Einstieg mit CI+-Modul wird günstiger vom 5.9.2019.
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FreenetTV - 1 Mio. „tatsächlich aktive“ Kunden vom 28.2.2019.
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Freenet TV jetzt auch mit Monats-Abo vom 24.3.2017.
Freenet stellt USB-Stick vor vom 22.3.2017.
Guthabenkarten für Freenet im Handel vom 21.2.2017.
Freenet-Guthabenkarten kommen Ende Februar vom 14.2.2017.
Kampagne mit Irritationspotenzial vom 5.2.2017.
Projektbüro nennt weitere Fakten vom 24.11.2016.
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FreenetTV startet Werbekampagne vom 22.8.2016.
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Freenet TV aktualisiert Website vom 1.6.2016.
Freenet TV-Module bestellbar vom 20.5.2016.
Projektbüro mit Klarstellung zum Logo-Doppel vom 5.5.2016.
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Präzisierungen zur Plattform vom 9.9.2015.
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Media Broadcast plant eigene Online-Kampagne vom 27.8.2015.
FullHD und „cardless“-Decryption (19.8.2015).
Media Broadcast zur Infokampagne vom 6.7.2015.

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