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Digitalradio: Privatradios in Sachsen (3/4)

Digitalradio-Schriftzug ab 5/2107 Die sächsische Medienanstalt SLM initiierte 2017 die ersten beiden Stadt-Multiplexe mit DAB+ Small Scale Technik in Deutschland. Ab dem 31. Januar 2018 testete man in Leipzig und Freiberg zwei Jahre lang die Brauchbarkeit und die Wirtschaftlichkeit dieser Verbreitungstechnik für lokale Radios. Der Regelbetrieb begann Ende Januar 2020. Für Chemnitz wurde ein dritter Mux belegt.

Gerade die „Kleinen“ würden bei DAB+ „- vor allem mit Blick auf die Kosten und den vermeintlich großen technischen Aufwand - noch überwiegend als Stiefkind betrachtet“, begründet die SLM die Projekte. Das breite Interesse von zunächst 15 Anbietern zeige den Bedarf und die Möglichkeiten.


Sachsen: Programmangebot | Nationale Muxe | Chronik


Mehr Programme als über UKW

Leipzig und Freiberg könnten mit der Aufschaltung „in die erste Liga der Digitalradiovielfalt aufsteigen“, euphorisiert sich die SLM in einer Presseinfo zum Start. Denn in den beiden Projektstädten sei nun das DAB+-Angebot „deutlich größer als das Angebot über UKW“. Das werde zum „kommerziellen Durchbruch“ von DAB+ beitragen.

Programme für Leipzig und Freiberg während des Testprojektes ab dem 31. Januar 2018


Weitere Programme für Leipzig ... und Freiberg


Hinweise : NRJ Sachsen in Leipzig mit Lokalisierung Leipzig, in Freiberg mit Lokalisierung Dresden. Radio B2 wurde nachträglich zugelassen und sendet ab 26.11.2018. Stand : 11/2018.

Gesendet wird seit dem 31. Januar 2018 vom neuen „Funkturm Leipzig“ im Kanal 6C mit 2 kW Leistung. Der 2015 auf dem alten Messegelände im Südosten der Stadt errichtete Mast ging im Mai 2016 in Betrieb. Mit 191 Metern Höhe handelt es sich übrigens um den höchsten Stahlfachwerkbau für Funkzwecke in Deutschland. Der Freiberger Sender Wasserberg sendet ebenfalls seit dem 31.1.2018 im Kanal 10D mit 500 Watt. Die Sendeleistung wurde - verglichen mit England - eher hoch angesetzt. Hintergrund dafür ist das Ziel, den Indoor-Empfang zu gewährleisten.

Anfang Mai 2018 beschloss der SLM-Medienrat die Ausschreibung von zwei freien Plätzen (92 CU) im Freiberger Mux. Die Bewerbungen von Radio B2 und Kultradio wurden bestätigt. Weil Kultradio aus Bayreuth zwischenzeitlich die terrestrische Verbreitung beendete, begann nur B2 den Sendebetrieb - am 26. November 2018.

Neuer Sendetechnik-Player für DAB+

Den Sendebetrieb für beide Multiplexe verantwortet erstmals Divicon Media. Die Leipziger Firma betreut etliche UKW-Sendeanlagen für kommerzielle Radios und Offene Kanäle in ganz Deutschland, darunter alle UKW-Sendeanlagen für Sachsen-Anhalt. 2019 bekam sie den Zuschlag für die private Programmplattform im Saarland.

Mit 300 Euro dabei?

Selbst nach dem Ende des Förderzeitraums und im Regelbetrieb könnte „ein DAB+-Radioprogramm in guter Qualität für rund 300,00 Euro pro Monat“ ausgestrahlt werden. Das sei „erheblich günstiger als bisher über UKW“, kommentiert die SLM die Attraktivität des Small Scale-Prinzips für die Radioveranstalter.

Dresden-Mux scheitert an Fördermitteln - und rückt wieder ins Blickfeld

Für ein Small Scale-Projekt in Dresden hat es ebenfalls großes Interesse gegeben. „Da hätten wir auch einen Multiplex voll bekommen“, so Deitenbeck im März 2018 auf einer Veranstaltung in Berlin. Jedoch verfüge die Landesmedienanstalt nicht über die notwendigen Gelder, um die Teilnehmer in einer dritten Region zu fördern.

Gelegentlich scheinen sich Dinge zu ändern. Deitenbeck wurde im Dezember 2018 mit einer Ankündigung für Chemnitz zitiert: „Es ist ein Versuchsbetrieb geplant, die dafür erforderliche Zulassung wird voraussichtlich Anfang kommenden Jahres erteilt.“ Was Dresden betrifft überraschten im Oktober 2021 Ausschreibungen für einen Großraum-Mux mit 15 Bewerbungen und einen Stadtmux mit 8 Interessenten für DAB+ um und in der Landeshauptstadt.

Leipzig und Freiberg gehen in den Regelbetrieb

Zu den Projekten für Leipzig und Freiberg berichtet die SLM zugleich über ein positives Echo der beteiligten Radio-Veranstalter. Es liegen „Interessensbekundungen von kommerziellen und nicht-kommerziellen Hörfunkveranstaltern vor, die ihre Programme nach Versuchsende im Regelbetrieb in den vorgenannten Gebietern weiter verbreiten wollen“. Auf eine Ausschreibung für den Regelbetrieb nach Projektende am 31. Januar 2020 meldeten 15 Veranstalter 17 Programme (davon 13 am Projekt beteiligt) für Leipzig. Nicht ganz so gut sieht es für Freiberg aus; dort wollen nur fünf Stationen weitermachen. Insgesamt gingen sieben Bewerbungen von sechs Veranstaltern ein.

Am 16. Dezember 2019 und am 20. Januar 2020 wurden Zuweisungen für zehn Jahre für je 60 CUs an 14 Programme für Leipzig und sieben für Freiberg vergeben.
Leipzig:
Am Regelbetrieb nimmt Radio Leipzig als DAB+-Neuling teil. Leipzig Beatzz und Absolut Hot beteiligen sich nicht.

Freiberg:
Ostrock ist ein neuer Schwestersender von Secondradio. Das ebenfalls nachträglich zugelassene Krix.FM startete am 1. März 2020. Für die freien Plätze im Freiberger Paket können laufend Bewerbungen eingereicht werden. Detektor.fm, Mega 80s, Schlagerplanet, Energy Sachsen, Apollo Radio und Absolut Hot beteiligen sich nicht.

Chemnitz bekommt lokalen DAB+-Mux

Ganz so schnell, wie der Anfang 2020 entlassene Deitenbeck es avisierte, lief es mit dem Chemnitzer Stadt-Multiplex dann doch nicht. Der Trägerverein des Uniradios UNiCC an der TU Chemnitz hatte 2018 bereits Einiges vorbereitet. Der Unisender will die Sendetechnik ebenso wie eine Programmplattform betreiben, bestätigte Arne Glaser vom Verein frühzeitig gegenüber dehnmedia. Demnach wollen sowohl die nichtkommerzielle Chemnitzer Stadtwelle Radio T und der UNiCC-Schwestersender 99drei Radio Mittweida auf Sendung gehen. Interesse hätten auch überregionale Anbieter geäußert. Neben der Bereicherung der „etwas dürftigen“ lokalen UKW- Radiolandschaft könnte das Projekt „Studenten und Wissenschaftlern ein Instrument in die Hand geben, worüber neue Ideen erprobt und untersucht werden können“. Dabei wird an Themen wie autonomes Fahren oder medienpsychologische Forschungen gedacht.

Schon im Dezember 2018 war die Sendeantenne für den von BNetzA freigegebenen Kanal 9C auf dem Dach des Studentenwerk-Gebäudes errichtet worden, wo UNiCC sein Studio hat. Bei der Sendetechnik ließ man sich vom Beispiel der LMK-Entwicklung leiten. Man konnte jedoch technische Weiterentwicklungen nutzen, die das Ganze noch kompakter machen, so Glaser damals. In der Signalverarbeitung wird Open Source-Software eingesetzt. Das ähnele sehr einem Small Scale-Konzept, heißt es bei UNiCC, auch wenn es sich tatsächlich um einen kommerziellen Kompaktsender handele. Der wird freilich mit nur maximal 1 kW betrieben, also im Kleinleistungsbereich.

Auf die Ausschreibung eines zweijährigen Versuchsbetriebes für Chemnitz - mit UNiCC als Netzbetreiber - reagierten 12 Unternehmen und meldeten Ende November 2019 13 Programme. Dann passierte monatelang nichts.

Regelbetrieb statt Testprojekt

Mitte Juni 2020 dann die Überraschung: Die Ausschreibung wurde aufgehoben und ein Regelbetrieb neu ausgeschrieben. Für diese Entscheidung seien „telekommunikationsrechtliche Probleme“ maßgeblich gewesen. Von einer Plattform ist in der Mitteilung des SLM-Medienrates nicht mehr die Rede. Man wolle ich auf die Erfahrungen der beiden voran gegangenen Projekte stützen, heißt es nun. Und: „Die Einzelbelegung erfolgt durch die SLM.“ Das läßt darauf schließen lassen, dass das eher nichtkommerziell orientierte Plattform-Konzept von UNiCC vom Tisch ist und der sendetechnische Betrieb á la Leipzig und Freiberg an ein Fachunternehmen übergeben wird.

Anfang Oktober 2020 entschied der SLM-Medienrat zugunsten aller zehn beantragten Programme. Sie erhalten auf zehn Jahre Sendekapazitäten von je 60 bzw. 72 Capacity Units. Es handelt sich um folgende Programme:


UNiCC und Radio T sind nichtkommerzielle Stationen.

Chemnitz-Regelbetrieb läßt auf sich warten

Nach einer zwischenzeitlichen Pleite und einer weiteren Zulassung standen im Frühjahr 2021 wieder zehn Programme in der Spur. Die „telekommunikationsrechtlichen Probleme“ waren bis dahin offenbar nicht gelöst. BNetzA teilt dazu Mitte April 2021 auf Anfrage mit:
Für die DAB+-Stadtversorgung in Chemnitz prüft die Bundesnetzagentur derzeit, ob der Frequenzblock 5B nutzbar ist. In diesem Zusammenhang werden zur Sicherstellung der Verträglichkeit gegenüber dem angrenzenden Funkdienst Untersuchungen durchgeführt.
Anschließend wird die Bundesnetzagentur für die Ermittlung des Sendernetzbetreibers voraussichtlich ein Interessensbekundungsverfahren und ggf. ein Ausschreibungsverfahren durchführen, bevor der Sendernetzbetreiber mit dem Ausbau des Sendernetzes beginnen kann. Vor diesem Hintergrund lassen sich gegenwärtig keine konkreten Angaben zum Beginn des Sendernetzbetriebes machen.

Ende 2021 schienen die Probleme ausgeräumt: In der BNetzA-Liste wird der Block 5B für Chemnitz geführt - allerdings nicht für den Uni-Antennenstandort, sondern am Sendemast Chemntz-Reichenhain. Mitte März 2022 avisierte Second Radio den Sendestart im Juni 2022.

Sind die Stadtmuxe und das Regionalkonzept vereinbar?

Ein neues Netzkonzept, für das die Zulassungen im März 2022 erfolgten, weckt Bedenken über die Zukunft der drei Stadt-Ensembles. Viele dort vertretenen Programme wollen in die neue regionale Struktur bzw. den landesweiten Multiplex „aufsteigen“. Dazu gehören die Stadtsender der BCS-Gruppe, Schlager Radio, Second Radio, 90s90s, EgoFM und Radio Blau sowie fünf Programme von neun gemeldeten im inaktiven Chemnitz-Mux. Nicht wechseln wollen acht von 14 Programmen in Leipzig. Im Freiberger Lokalensemble wollen nur die kleinen wirklich lokalen Pogramme InPulz und Ostrock bleiben.

Können die verbleibenden Programme den Sendebetrieb allein tragfähig finanzieren? Was unternimmt die landesmedienanstalt SLM?
Die Programme, die aus den Stadtmuxen wechseln, sind hier gedimmt dargestellt
(klickbar).

Für den zusammen mit den überregionalen Multiplexen ausgeschriebenen Stadt-Mux für Dresden gab es acht Zulassungen. Ob das für einen wirtschaftlichen Sendebetrieb ausreicht, wird man sehen.

Weitere Informationen:
Hier werden allgemeine Meldungen gelistet. Links zu Infos über Ausschreibungen, Aufschaltungen usw. finden sich auf den Senderseiten für Sachsen.
Hintergrund: Small Scale DAB+.
Startet der Chemnitz-Mux im Juni? vom 21.3.2022.
SLM bringt 37 DAB+-Programme auf den Weg vom 1.3.2022.
37 Interessenten für Sachsen-Ensembles vom 14.12.2021.
NKL-Radio Blau bald auf DAB+ in Leipzig vom 22.10.2021.
10 Programme für den Chemnitz-Mux vom 5.10.2020.
DAB+ Chemnitz wird Regelbetrieb vom 16.6.2020.
SLM-Medienrat vergibt weitere Zulassungen vom 21.1.2020.
Zulassungen für Regelbetrieb Leipzig, Freiberg vom 17.12.2019.
Gutes Interesse für Chemnitz und Leipzig vom 27.11.2019.
Lokalradio-Projekt kommt für Chemnitz vom 15.10.2019.
Studenten-Mux in Chemnitz in Vorbereitung vom 5.2.2019.
Drittes Small Scale Projekt in Sachsen? vom 21.12.2018.
Radio B2 vor Sendestart in Freiberg vom 21.11.2018.
Zwei Bewerber für zwei Plätze in Freiberg vom 20.8.2018.
SLM schreibt Restkapazitäten für Freiberg aus vom 8.5.2018.
Freiberg bekommt drei weitere Programme vom 15.3.2018.
„Lokale Reichweite, bundesweite Strahlkraft“ vom 1.2.2018.
Small Scale-Muxe ab heute für Leipzig, Freiberg vom 31.1.2018.

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