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DMB - MiFriends und weitere Projekte in Bayern

MiFriends-Logo Ende Mai/Anfang Juni war die WM-Vorbereitung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft das Medien-Thema Nummer Eins. Thema Nummer zwei für Medienjunkies war das Handy-Fernsehen. Sie durften eine bemerkenswerte Erfahrung machen: Normalerweise gibt es erst Pilotprojekte und auf deren Erkenntnissen baut der Regelbetrieb auf. Bei der Einführung des Handy-Fernsehens mit DMB war es umgekehrt. In der verkehrten Probierwelt spielt Bayern eine Hauptrolle. Dort haben die Landesmedienanstalt BLM und der Bayerische Rundfunk Projekte angestoßen.

Ein paar Tage, nach dem Vermarktungsstart des ersten Regelbetriebs-Dienstes „Watcha“ lief mit „MiFriends - Mobiles Interaktives Fernsehen, Radio, Information, Entertainment und Neue Digitale Services“ ein „Pilot“ an. Dem war im März 2005 die Bekanntgabe eines Pilotprojektes der bayerischen Landesmedienanstalt BLM im Raum Regensburg voran gegangen. Wenig später folgte die Unterzeichnung eines „Memorandums of Understanding“ über DMB-Tests zwischen der BLM und dem koreanischen Ministerium für Information und Kommunikation. Finanzielle Unterstützung fand sich bei der Europäischen Union. So entstand „MiFriends“, in das das Regensburg-Projekt integriert wurde.

Für Regensburg war formuliert worden: „Ziel des auf zwei Jahre angelegten Projektes ist die Entwicklung und Erprobung eines multi­mediafähigen Rundfunk- und Kommunikationssystems mit neuen Programmen und Diensten für die mobile Gesellschaft im lokalen Kultur- und Wirtschaftsraum. Im Vordergrund steht dabei nicht die Technologie, sondern die Erprobung neuer Inhalte und Services für die Mediennutzer. Insbesondere soll das Zusammenspiel von Hörfunk und Fernsehen wie auch Online und Print erprobt werden, verbunden mit einer Kooperation von Rundfunk- und Mobilfunksystemen.“

„Konvergenter Ansatz“ bei Infrastruktur und Endgeräten

Das Projekt sei „technologieübergreifend angelegt“, heißt es in den Darstellungen. Die Konzentration auf DMB erfolge aufgrund der Verfügbarkeit von Frequenzen und des kommerziellen Starts in Korea im Dezember 2005, wodurch ausgereifte Endgeräte einsetzbar seien. Später könnte auch DVB-H einbezogen werden: „Angestrebt wird die Kombination mit Mobilfunktechnologien wie UMTS oder GPRS in einem Endgerät. Das Entwicklungsziel für eine erfolgreiche Markterschließung ist dabei eindeutig ein konvergenter Infrastrukturansatz: ein Endgerät für verschiedene Standards.“ So der Stand im Frühjahr 2005. Ein Jahr darauf wurde eine entsprechende Konvergenztechnik vorgestellt. Die technische Entwicklung hat einmal mehr die Pilotprojekte überholt. Abzuwarten bleibt, ob die Äußerungen zur „Konvergenz“ mehr als ein Lippenbekenntnis sind.

Vier Einzelprojekte

„MiFriends“ ist eine Kooperation von 75 Projektpartnern - Programmanbieter, Forschungsinstitute, Hersteller von Systemtechnik und Endgeräten - aus neun Ländern. Neben Regensburg gibt es drei weitere Versuchsgebiete, in der während der zweijährigen Gesamtlaufzeit Einzelprojekte mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung durchgeführt werden.

In München startete der bis Ende Juli 2006 befristete Projektbetrieb am 7. Juni 2006. Dort stehen 200 Testpersonen TV-Handys V9000 von LG zur Verfügung, deren Nutzungsgewohnheiten und Programminteressen untersucht werden sollen. Sie können sechs Fernseh- und zwei Radioprogramme nutzen, die in den Blocks 11D und 12A ausgestrahlt werden. Das VHF-Band ist neben dem von „Watcha“ genutzten L-Band der zweite Frequenzbereich, der für DMB und DAB nutzbar ist.

Das Programmangebot für MiFriends München
DMB-Sendegebiet Band III - Block 11D










Empfangsgebiet für
Block 11D. Grafik: BLM (vergrößern).
•  Antenne Bayern
•  ARD - Das Erste
•  Bayerischer Rundfunk (Pocket-Fernsehen)
•  Deutsche Welle
•  Deutsches Sportfernsehen DSF
•  Dienstleistungsges. der Bayerischen Lokalradioprogramme (BLR)
•  Focus TV
•  München.TV
•  Nova Radio
•  Plazamedia
•  TalkSport (britischer Radiosender)
DMB-Handy V9000 von LG. Foto: LG Das TV-Handy V9000 (LG).
Ergebnisse einer Befragung der 190 Nutzer erschienen im März 2007 als Band 86 der BLM-Schriftenreihe (Verlag R. Fischer, ISBN: 978-3-88927-429-8, 20 Euro).

Am 28. September 2006 begann die 2. Phase von MiFriends. Der Projektort Regensburg sei eine „typische europäische Regionalstadt“. Inhalte und Geschäftsmodelle sollen vor allem auf ihren lokalen bzw. regionalen Charakter hin untersucht werden. Daher wirken regionale Inhalteanbieter, darunter Antenne Bayern, der BR, die BLR, Fantasy Bayern, Radio Charivari, Gong FM und das Lokal-TV TVA Regensburg mit. Programmzulieferungen kommen auch von Focus TV, Das Vierte und 13th Street. Die BLR will Videoclips von Zuschauer „zu einem Zeitgeist-Thema“ senden. Zunächst werden zwei Video- und zwei Visual-Radio-Kanäle im Block 12A gesendet. Empfangsgeräte kommen von LG (V9000).

Weitere Infos zu MiFriends Regensburg: Leitseite und Sendeschema (pdf).

Projektphasen 3 und 4

Die zwei weiteren Projektphasen sollen 2007 einsetzen. Das Versuchsgebiet Südtirol/Transalp decke „eine Region ab, in der die Autobahn von München über Österreich nach Südtirol verläuft. Telematikdienste können somit – ebenso wie DMB in topographisch schwierigen Regionen – optimal getestet werden“. Das Projekt Bodensee im touristisch gefragten Dreiländereck Deutschland-Schweiz-Österreich soll aufschlüsse über „Mediennutzungsszenarien“ im Freizeitbereich bringen. „Der Fokus liegt dabei auch im Aufbau grenzüberschreitender Inhalte und der Erprobung alternativer Regulierungsmodelle. Außerdem sollen umfassende Tests im B2B-Bereich und bei Telematikdiensten durchgeführt werden.“

Technische Ziele von MiFriends

Die bei DMB eigentlich nicht mit angelegte Interaktivität ist einer der technischen Schwerpunkte der angekündigten Erprobungen. Genannt werden unter anderem:
Untersuchung der Möglichkeit und Grenzen dreidimensionaler Darstellungen auf Mobilgeräten. Dafür soll eine Entwicklung des koreanischen ETRI-Institutes eingesetzt werden, mit der 3D-Inhalte live aus 2D-Material erzeugt werden kann.
Konventionelle DAB MUSICAM Audiokanäle sollen auf ihre die Kompatibilität mit DMB Videokanälen und mit verschiedenen Empfängern getestet werden. Damit soll das Zusammenwirken von DAB-Radio und DMB erreicht werden.
Ein Schwerpunkt bei der Sendetechnik ist die praktische Untersuchung verschiedener Parameter für Übertragung und Kodierung.
Interaktivität, beispielsweise der Abruf von Sportstatistiken als Ergänzung zum TV-Programm.
Eine bisher kaum ausgeleuchtete Anwendung ist das Tagging. Dabei kann der Nutzer Sendungen eigener Wahl kategorisieren, speichern und zu einem beliebigen Zeitpunkt darauf zugreifen.
Der Rückkanal ermöglicht kostenpflichtige Angebote für Geschäftsmodelle wie Pay-per-View oder Pay-per-Channel, deren Attraktivität untersucht werden soll.

DMB-Aktivitäten des Bayerischen Rundfunks

Genau genommen werden im Raum München zwei Projekte durchgeführt. Träger sind der Bayerische Rundfunk und das Institut für Rundfunktechnik (IRT).

Der BR verfügt über eine Sendelizenz für den Block 11D, also im VHF-Band. Ausgestrahlt werden neben den Programmen von MiFriends Das Erste und Sport- und Lokal-TV-Angebote. Gesendet wird vom Olympiaturm aus mit 1 kW Leistung.

Das IRT nutzt die Sender Funkhaus (250 W) und Freimann (500 W) zur Übertragung des BR Fernsehens und der Radioprogramme Das Modul, BRpocket und IRT Radio. Mit im Paket ist ausserdem ein Datendienst „TPEG“. Gesendet wird im Block 12A.




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