Die Bearbeitung von dehnmedia.de wurde am 31.12.2022 abgeschlossen.

Bitte beachten Sie mein neues Projekt www.dunera.de!


VPS und digitales Fernsehen - ein Märchen, oder? (1/3)

Den Videorecorder genau zur rechten Zeit einschalten - auch wenn Thomas Gottschalk mal wieder überzieht oder die ARD aus aktuellem Anlass einen „Brennpunkt“ einschiebt - das wäre fein. Das hatten wir beim guten alten und nun überholten analogen PAL-Fernsehen. Dass es bei der digitalen Übertragung kein VPS gibt, gehört ins Reich der Märchen. Leider hat man aber manchmal vom Märchen mehr, als vom „wirklichen“ Leben. Und da geht es so zu:

VPS, das sollte man unbedingt wissen, gibt es in dieser Form seit 1985 und nur in Deutschland. In anderen Ländern wird ein ähnliches System (PDC) genutzt. Beim analogen Fernsehen wurden in Zeile 16 der Austastlücke des PAL-Signals unsichtbar sogenannte VPS-Labels mitgesendet, über die ein Videorecorder gesteuert werden kann. Allerdings erfolgt die Übertragung beim digitalen Fernsehen nicht mehr Zeile für Zeile, sondern in Gestalt von Datenstrukturen. Und: Mit dem Videorecorder und der Settopbox sind nunmehr zwei Geräte für die Aufnahme notwendig. Das bringt erhebliche Konsequenzen mit sich.

Es geht doch!
Im Juni 2005 kündigte Fujitsu Siemens für seine Activy MediaCenter eine Videosteuerung á la VPS nach dem hier (3. Punkt) beschrieben Prinzip an.
Meldung vom 12.5.2005

Geräte mit VPS-Funktion

Die Signalisierung des tatsächlichen Starts bzw. Endes einer Sendung ist, obwohl das wenig bekannt ist, für das digitale Fernsehen als Teil der Datenstrukturen des EPG vorgesehen. Mit einigem Aufwand könnten diese Daten in VPS-Labels umgewandelt werden. Dafür müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Die Programmveranstalter müssen diese Datenstrukturen natürlich (und systemkonform) mit Inhalt füllen. Das ist bei den privaten Programmen nicht der Fall. Der Chipsatz der Settopbox muss für die Verarbeitung dieser Daten geeignet sein, auch das ist nicht immer gegeben. Die Software der Box muss dafür vorgesehen sein, die Daten auszulesen und zu verarbeiten. Für das Zusammenspiel von Box und Recorder mit einer VPS-Funktion gibt es in der Theorie drei Wege:
Die Codes werden innerhalb der Settopbox zu einem VPS-Label umgewandelt und so in die Zeile 16 eines PAL-Signals eingebaut, dass sie (wie bei PAL) von einem VHS-Videorecorder erkannt und eingesetzt werden können.
Mithilfe der Codes kann eine Schaltspannung erzeugt werden, die über den Scart-Anschluss einen geeigneten Videorecorder „fernsteuert“.
Geräte mit integrierter Aufzeichnungsmöglichkeit (z.B. Festplatte) können über die DVB-T-Programminformationen (EPG) zur Aufnahme programmiert werden. Ähnlich wie bei analogen Bandrecordern kann eine Funktion bereitgestellt werden, mit deren Hilfe (und statt der Uhrzeit) die besagten Codes das Ein- und Ausschalten der Aufnahme auslösen.

Das DVB-T Projekt Norddeutschland merkt dazu an, dass es während der Einführungsphase keine Geräte gab, die eines der Verfahren unterstützten. Vielmehr „konnte nur dann eine VPS-gesteuerte Aufnahme mit einem Videorecorder erfolgen, wenn die VPS- bzw. PDC-Information im Videotext eingebettet übertragen wurden.“ Dies sei aber nur bei einem Programnm so praktiziert worden.
Quelle: „Renaissance der Antenne. Projektbericht DVB-T Norddeutschland“. Erschienen 2005 im Vistas-Verlag.
Zur VPS-Programmliste.

Gründe gegen VPS (keine Argumente)

Die Praxis sieht jedoch anders aus. Die Fakten scheinen gegen eine Zukunft von VPS - in der bisherigen Form - zu sprechen. Dafür gibt es einige Gründe, die zahlreiche Besitzer von VHS-Recordern ärgerlich finden werden, zumindest bis das Gerät sein Lebensende erreicht hat.
Der Ärger beginnt schon bei den Programmen: Die Privaten scheinen VPS eher als kontraproduktiv anzusehen. Nach ihrer Auffassung wirkt eine zeitgerechte Videoaufzeichnung der Werbung entgegen. Und damit verdienen sie nun mal ihr Geld.
Für die Hersteller, zumal die auf den internationalen Märkten aktiven, ist die Software-Entwicklung für das rein deutsche Feature VPS mit Sicherheit unrentabel.
Ebenso wenig attraktiv ist die Investition in eine aussterbende Technologie - und das sind die analogen VHS-Recorder, deren Bildqualität hinter der der Ausstrahlung weit zurück bleibt.
Die Zukunft gehört auch bei der Aufzeichnung den digitalen Techniken und Medien - in dem Fall der Festplatte und der DVD. Settopboxen mit eingebauter Aufzeichnungsmöglichkeit werden über den EPG programmiert. Das vereinfacht das Aufnehmen erheblich und erinnert an das sehr praktische, aber leider nur zeitweise und von wenigen Firmen genutzte „Textprogramming“.
Die Bildqualität bei VHS ist systembedingt schlechter als die der digitalen Übertragung. Die Kombination von digitalem Empfang und digitaler Aufzeichnung vermeidet diesen Qualitätsverlust. Bei entprechender Geräteausstattung kann digitaler Mehrkanalton mit aufgenommen werden. VHS-Kassetten können dagegen nur den normalen Stereoton speichern.
Vor dem Hintergrund der Qualitätsfrage blockiert die Filmindustrie zur Zeit (Stand: 2004) noch die Einführung der dauerhaften Speicherung auf DVD. Denn die Kinoproduzenten sehen hier (wohl auch mit Recht) eine Konkurrenz zur Verkaufs-DVD. Das kann man umgehen, indem man mit dem Computer aufzeichnet ...

Seite: 1 | 2 | 3




Zum Seitenanfang

Impressum | Kontakt | Disclaimer

Diese Seite wurde zuletzt am 2.07.2013 geändert.
Webmaster & Copyright: Peter Dehn (2004-2022)