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 DVB-T und Stromverbrauch |  |
Zurecht wird der Stromverbrauch von Empfangsgeräten kritisch diskutiert. So reklamierte die Stiftung Warentest in den Ergebnissen ihrer Vergleichstests mehrfach den überhöhten Stromverbrauch vieler Geräte und das Fehlen eines Netzschalters zur Trennung vom Stromnetz.
Stromsparen ist natürlich sinnvoll. Schließlich zählt für viele Leute jeder Cent. Daher an dieser Stelle mein Vorschlag: Errechnen Sie die Stromkosten Ihres Gerätes! Es geht mir darum, den Blick auf die Beträge zu lenken, um die es dabei wirklich geht. Dazu die folgende Beispielrechnung.
Um den Jahres-Stromverbrauch zu ermitteln, kann man sich (mangels eines Messgerätes) nur an den Verbrauchsangaben aus dem Datenblatt orientieren. Viel zu oft werden Sie hier leider „k. A. - keine Angabe“ finden. Wie es scheint, scheuen viele Firmen (bis zur Einführung des Energielabels Ende 2011) die Veröffentlichung der Verbrauchswerte - in einigen Fällen hat das sicher seinen Grund. Es kann schon sein, dass ein Billig-Gerät sich als Stromfresser erweist und die Ersparnis beim Einkauf über die Betriebszeit hinweg wieder zunichte macht.
Eine Beispielrechung
Dazu habe ich die Settopbox Technisat Digipal 2 (Datenblatt) - einen der Marktrenner - mit nach Herstellerangabe geringem Stromverbrauch und die Recorderbox Humax PVR 8100 T (Datenblatt) mit Festplatte und höherem Verbrauch gewählt. In den ersten Spalten sind die Ergebnisse für 24 Stunden Standby-Betrieb bzw. 24stündigen TV-Betrieb. Beides kommt sicherlich so gut wie nie vor, ergibt aber Basiswerte für den Vergleich. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung lag die durchschnittliche Sehdauer pro Person im Jahr 2005 bei 211 Minuten, also bei gut 3 1/2 Stunden täglich. Ich habe hier vereinfacht und mit 4 Stunden gerechnet. Die restliche Zeit (20 Stunden), könnte das Gerät
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Rechnen Sie ... |
... selbst den Verbrauch Ihrer Settopbox aus: Dabei hilft (neben einem Messgerät, dass es schon für etwa 12 euro gibt, ein kleines Tool geschrieben. Das Excel2000-Blatt wird in einem neuen Fenster geöffnet. Mit der „Speichern unter ...“-Funktion im Datei-Menu des Browsers kann es auf dem heimischen Rechner gespeichert werden.
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entweder auf „Sparflamme“ im Standby-Modus laufen (Spalte 3) oder per Netzschalter komplett vom Stromnetz getrennt werden (Spalte 4).
Die Stromkosten habe ich meiner eigenen Stromrechnung für 2005 entnommen und mit dem Berechnungsblatt (siehe Kasten) die Ergebnisse ermittelt. Die anderen Details meiner Stromrechnung mute ich Ihnen allerdings nicht zu ...
Box |
DigiPal 2
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PVR 8100 T
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Modus |
Standby |
Betrieb |
Gemischt |
4 h |
Standby |
Betrieb |
Gemischt |
4 h |
|
Verbrauch ... (Watt) |
3,4 |
7 |
-- |
-- |
8,5 |
30 |
-- |
-- |
... pro Jahr (kW/h) |
29,784 |
61,32 |
35,04 |
10,22 |
74,46 |
262,8 |
105,85 |
43,8 |
Gesamtkosten (€) |
5,13 |
10,57 |
6,04 |
1,76 |
12,83 |
45,28 |
18,24 |
7,55 |
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Die Auswertung
• | Rund um die Uhr würde der DigiPal 2 im Vollbetrieb jährlich Stromkosten von 10,57 Euro verursachen, für die Recorderbox wären 45,28 Euro anzusetzen. |
• | Im Mischbetrieb aus 4 Stunden Fernsehen und 20 Stunden Standby sinken die Kosten auf 6,04 Euro (DigiPal) bzw. 18,24 Euro (Festplattenbox). |
• | Wäre die Box nur vier Stunden in Betrieb und in der übrigen Zeit ausgeschaltet, kann mit einem erheblichen Spareffekt gerechnet werden. Der DigiPal 2 würde dann pro Jahr für 1,77 Euro Strom verbrauchen und wäre damit 4,28 Euro günstiger als im Mischbetrieb. Beim PVR 8100 T für ließen sich nochmal 10,69 Euro sparen und die Jahreskosten würden auf 7,55 Euro gesenkt. |
• | Der Unterschied zwischen dem eher unrealistischen Beispiel des „Vollbetriebs“ und dem „Vierstunden-Betrieb mit Netzschalter“ zeigt das maximale Sparpotenzial: Hier sind es für die „normale“ Box 8,81 Euro im Jahr, beim Recorder immerhin 37,73 Euro. Auf fünf Jahre Nutzungszeit gerechnet ergibt das beim Recorder immerhin fast 190 Euro - für die man dann schon wieder einen neuen Recorder kaufen könnte ... |
Im „wirklichen Leben“ ist der Spareffekt naturgemäß geringer, weil man auch noch was anderes zu tun hat, als rund um die Uhr fern zu sehen. Inwieweit die Ergebnisse Ihrer eigenen Rechnung weitere Ausgaben, beispielsweise für eine Steckerleiste mit Netzschalter, rechtfertigt, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Letztlich scheint sich zu zeigen, dass sich in einem ohnehin sparsamen Haushalt Ausgaben für eine Steckdosenleiste nicht unbedingt lohnen - es sei denn, man schaltet damit noch andere Geräte von „Standby“ auf „total Aus“.
Hinweis zu Geräten mit Hersteller-EPG bzw. automatischem Update
Zahlreiche Geräte der ersten Gerätegenerationen waren für den Software-Update „Over the Air (OTA)“ vorbereitet. Wer ein solches Gerät sein Eigen nennt oder eines, das ein anderes automatisches Update-Verfahren benutzt oder einen firmeneigenen EPG (wie SiehFernInfo von Techisat) anbietet, sollte Folgendes beachten:
Die Update- bzw. EPG-Daten werden nachts automatisch geladen. Das geht nur im Standby-Betrieb. Schaltet man das Gerät ganz aus, werden die Daten erst beim erneuten Einschalten gesucht und geladen - der Startvorgang dauert entsprechend länger.
Bei Fernsehgeräten ist der Stromverbrauch im Betrieb natürlich höher. Beispiele dafür finden sich in der entsprechenden Rubrik der Datenbank. Im Vergleich des Standby-Verbrauchs von Boxen und Fernsehern zeigt sich allerdings, dass in den Boxen einiges Entwicklungspotenzial zu stecken scheint. Schließlich wird im Bereitschaftsmodus, soweit keine Uhr mitläuft, eigentlich nur der Infrarotempfänger in Betrieb gehalten - damit man das Gerät mit der Fernbedienung einschalten kann. Und dieses Bauteilchen sollte nun wirklich, wie die Fernseher beweisen, kein übler Stromfresser sein.
Zur Berechnung in der Tabelle:
Der Verbrauchswert aus der Tabelle ergibt, mit 24 multipliziert, den Tagesverbrauch. Eine weitere Multiplikation mit 365 ergibt den Jahresverbrauch (beides in Wattstunden). Nach der Division mit 1.000 erhält man den Jahresverbrauch (in Kilowattstunden, kWh). In Ihrer letzten Stromrechnung finden Sie weitere Angaben: Die Jahresbeträge für Stromsteuer und Grundpreis werden summiert und auf eine Kilowattstunde heruntergerechnet. Wird der Verbrauchspreis pro kW/h dazu addiert, bekommt man den Nettopreis für eine Kilowattstunde. Die Multiplikation dieser Summe mit dem Jahresverbrauch ergibt die Netto-Gesamtkosten pro Jahr. Zum Schluss ist die Mehrwertsteuer (19 Prozent vom Netto-Endbetrag) zu addieren.
Nachtrag 2011 - Energielabel für LCD- und Plasma-Fernseher
Seit der Erstellung der Urfassung dieser Seite ist die öffentliche Beschäftigung mit der Energieeffizienz elektrischer und elektronischer Geräte gewachsen.
Die Europäische Union schreibt seit dem 30. November 2011 die Kennzeichnung von Fernsehgeräten mit einem Aufkleber vor. Dieser muss eine Einstufung des Gerätes in siebem Verbrauchsklassen von A bis G aufweisen. Der Buchstabe A mit grüner Farbe steht dabei für günstige, der Buchstabe G in rot für schlechte Verbrauchswerte. Das soll laut Bitkom mehr Transparenz bringen. Im Laden hilft die Angabe der sichtbaren Bilddiagonale in Zentimetern und Zoll sicher beim Vergleich der Geräte gleicher Bildgröße (auch, obwohl unterschiedliche Ausstattungen das erschweren können).
Allerdings konnte man sich bei der EU nicht für eine Variante mit Zukunft entscheiden. In drei Schritten werden bis Anfang 2020 die „bösen“ Buchstaben E, F und G abgeschafft. Die Hersteller erhalten stattdessen die Möglichkeit, ihre Geräte weitgehend mit positivem Image einzustufen: Alles wird A - egal ob A, A+, A++ oder A+++. Das führt dazu, dass einige Firmen bereits jetzt Geräte mit den ab 2020 gültigen Einstufungen bewerten und damit die Idee der Vergleichbarkeit ad absurdum führen.
Im Vorfeld der Label-Einführung hatte Bitkom eine Untersuchung über den Stromverbrauch von Fernsehern vorgelegt. Danach sei die durchschnittliche Leistungsaufnahme seit 2008 von 164 auf 132 Watt und der Jahresverbrauch von 240 auf 192 Kilowattstunden reduziert werden. Allerdings, wird eingeräumt, schwanken die Werte vergleichbarer Geräte um bis zu 50 Prozent. Daher könnten die Gesamtkosten eines eines teureren, aber energieeffizienten Fernsehers über die gesamte Lebensdauer des Geräts durchaus günstiger sein als die eines Billiggerätes. Allerdings, auch das sollte beim Kauf berücksichtigt werden, ist die Betriebszeit der Geräte in der letzten Zeit gesunken. Röhrenfernseher wurden noch etwa zehn Jahre lang genutzt. Flachbildgeräte verschwinden schon nach sechs bis acht Jahren aus dem Wohnzimmer.
Randbemerkung: Die von Bitkom genannten Verbrauchswerte wurden übrigens nach dem Prinzip (vier Stunden Betrieb, 20 Stunden Standby täglich) ermittelt, das dem Stromkalkulator von dehnmedia seit 2004 zugrunde liegt.
Nachtrag 2021 - die Rückkher der „bösen“ Buchstaben
Offensichtlich ist nicht alles aus der Vergangenheit schlecht. Ab 2022 läßt die EU ihre 27 Mitgliedsländer Fernseher, Monitore und Haushalts-Großgeräte wieder in die alten Kategorien einstufen. Die „bösen“ Buchstaben E, F und G sind wieder zurück. Das hat einen einfachen Grund: Seit 2011 war das Gros der Geräte in einer der „A“-Kategorien einzustufen - unabhängig von den zusätzlichen „+“-Zeichen. Diese Gleichmacherei verwischte sämtliche Unterschiede - ob aktuell verbrauchsoptimierter oder älterer Mittelverbraucher - die meisten Produkte konnten als Teil der Spitzengruppe vermarktet werden.
Die neue alte Einstufung soll die notwendige Differenzierung wiederherstellen. Das wird durch geänderte Meßkriterien forciert: Der Verbrauch wird jetzt - statt für vier Stunden täglicher Nutzung - aufgrund des Energiebedarfs über 1.000 Stunden Laufzeit ermittelt. „Die Kriterien für eine Spitzeneinstufung sind mit dem neuen Label dann deutlich schärfer geworden“, so der Industrieverband gfu. In der Folge könnten viele „A“-Produkte in eine der schlechteren Kategorien abrutschen. Auf dem Label für Fernseher wird außerdem der Einsatz von High Dynamic Range (HDR) ausgewiesen. Die größere Spitzenhelligkeit dieses Verfahrens erhöht den Energieverbrauch.
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Neues, altes Energielabel. Ein Beispiel (Grafik: gfu). |
Die Befreiung der Kennzeichnung vom PR-Ruch sieht die gfu freilich wohl auch als Bedrohung: Den TV-Herstellern gilt die Bildauflösung mehr als alles Andere. Daher wird gegenwärtig 8k - die vierfache Bildauflösung von 4k - als Nonplusultra der Displaytechnik erhöht. Der Verband räumt aber auch ein, wohin die Pixelvergötterei führt: „Je mehr Pixel, also Bildpunkte, ein Display hat, umso mehr Fläche beanspruchen auch die Zwischenräume um die Pixel herum. Und diese Zwischenräume 'schlucken' Licht, also Energie“. Der Verband schummelt sich um Begriffe wie „Energiefresser“ herum. Es bestehe das „Risiko, dass die von ihrer Detailauflösung her hochwertigsten Displays den Vorgaben des Ökodesigns nicht mehr entsprechen “, wird in Richtung der Kategorisierung polemisiert. Denn man sieht sich bedroht: „Würde ein Gerät die G-Kategorie verfehlen, müsste es vom Markt genommen werden“, mault die gfu und malt den Teufel des Verbrauchernutzens (für die nicht nur energiefressende, sondern ohnehin überzüchtete Displaytechnik) an die Wand.
Dann mosert der Branchenverband weiter: Verstärkte Investitionen in Nachhaltigkeit seien doch eine „Herausforderung“ für die Hersteller. Es sei aber gar nicht im Interesse der Verbraucher, „wenn am Ende Qualität und Erlebnis durch beeindruckende Bilder und tollen Kinosound auf der Strecke bleiben.“ Dieser Wink mit dem Verbraucher in Richtung Politik (die die Regeln für solche Kennzeichnungen festlegt) geht fehl, weil „beeindruckende Bilder und toller Kinosound“ gar nicht „auf der Strecke bleiben“ können. Weil sie bekanntlich nicht von einer „Strecke“ ins Gerät gelangen, sondern erst im Fernseher gefakt werden.
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