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DAB+ - Für Autofahrer mehr als nur Radiohören

Digitalradio-Schriftzug ab 5/2107 Ein Großteil des Radiohörens findet im Auto statt, denn nicht nur wegen der Verkehrsdurchsagen ist das Radio während der Fahrt fast ständig eingeschaltet.

Abgesehen von der besseren Empfangsqualität und neuen Diensten überzeugt DAB+ durch seine Übertragungstechnik. Das erste nationale Radioangebot wird bundesweit einheitlich im Gleichwellenbetrieb (SFN) im Kanal 5C gesendet. Das Nachregulieren des Tuners entfällt während der Fahrt von der dänischen bis zur österreichischen Grenze.

Offen ist, ob dieses Frequenzkonzept beim 2016 angeschobenen zweiten nationalen Multiplex aufgegriffen werden kann. Diese Programme könnten auf drei Frequenzen (Nord, Mitte, Süd) verteilt werden. Setzt sich ein auf Ballungsräume orientiertes Konzept durch, wird dies andere frequenzmässige Vorzeichen haben. Die Senderketten landesweiter Multiplexe nutzen ebenfalls das SFN-Prinzip, wo immer das technisch machbar ist und die Frequenz mit den Nachbarländern koordiniert werden kann.

Ende 2017: 39,1 Prozent Autoausstattung

Die Autohersteller beanspruchen etwa fünf Jahre von der Idee bis zur Auslieferung ihrer Modelle. Diese Geräte - vom einfachen Radio bis zum Hightech-Gerät - bieten die Autohersteller dann entweder als Serien- oder Sonderausstattung ab Werk an. Sie werden entsprechend den Vorgaben der Autohersteller von Fachbetrieben produziert.

Mitte 2016 - etwa fünf Jahre nach dem DAB+-Neustart - waren in Deutschland schon etwa 3 Mio. DAB+-Autoradios im Einsatz. Innerhalb der 12 vorangegangenen Monate hatte sich der Abverkauf dieser Geräte mit 1,9 Mio. Stück mehr als verdoppelt. Diese fünf Prozent der 61,5 Mio. zugelassenen Kfz (Ende 2015) sind mehr als nur ein Anfang, auch wenn unklar bleibt, inwieweit es sich um Nachrüstungen oder Neuwagen handelt.

Dazu bringt der DAT-Report 2017 Aufschluß: 21 Prozent der Neuwagen und 10 Prozent der gehandelten Gebrauchten hatten 2016 ein DAB+-Autoradio. Damit verfügen 22 Prozent der Autohalter über ein Digitalradio.

Der DAT-Report des Folgejahres, veröffentlicht im Januar 2018, signalisiert eine weitere Beinahe-VerdopplUng: In 2017 lag der Anteil der mit DAB+-GEräten ausgestattetet Neufahrzeuge schon bei 39,1 Prozent. Der Bestand im Markt wird per Ende 2017 schon mit 26 Prozent angegeben; dazu kämen, heißt es beim Digitalradio Büro Deutschland, noch nicht erfasste Umbauten und Nachrüstungen von Autoradio-Anlagen.

Informationen über die Angebote von knapp 50 Autoherstellern als Serie oder Ausstattungs-Option von über 1.000 Fahrzeugmodellen, die seit 2016 erfaßt wurden, finden sich auf der Website digitalradio.de.

Hybride Gerätekonzepte und Mobilitätsdienste

Wie fast alle DAB+-Geräte sind auch die Autoradios grundsätzlich „hybrid“ - d.h. sie empfangen mittels DAB+ und UKW. Manche haben auch (nicht mehr notwendige) Tuner für Mittel-, Kurz- und Langwelle.

Adapter und Blackboxen - als Ergänzung für UKW-Autoradio - können auf einen eingebauten UKW-Empfang verzichten. Die Verbindung mit der vorhandenen Audioanlage erfolgt am Besten per Kabel. FM-Transmitter erscheinen wegen der knappen Frequenzen eher problematisch. Zudem gehen die digitale Hörqualität und die begleitenden Datendienste verloren.

DAB+ bietet auch auf der Autobahn gegenüber UKW zusätzliche Empfangssicherheit. Gleichwohl nutzen etliche Hersteller eine automatische Umschaltung - wenn der Empfang eines auf beiden Plattformen vertretenen Programms sich verschlechtert, wird in den besseren Modus gewechselt.

Eine weitere Gerätegruppe kombiniert Navigation und digitalen Rundfunk. Die Königsklasse der DAB+-Autoempfänger berücksichtigt aktuelle Verkehrsinformationen bei den Routen-Empfehlungen der Navigation. Gegenüber dem analogen Traffic Message Channel (TMC) des Radio Data Systems (RDS) bietet die digitale Verkehrinfo-Generation mittels des Verfahrens der Transport Protocol Expert Group (TPEG) nicht nur schnellere, umfangreichere und präzisere Informationen über das Verkehrsgeschehen: TPEG kann auch Fahrpläne des Nahverkehrs und Infos zu Parkmöglichkeiten übermitteln. Nicht zuletzt kann DAB+ als Plattform für den Transport von Notfall-Meldungen mittels der Emergency Warning Function dienen. Die zuständigen Institutionen haben hier die Option, (geeignete) Radios aus der Ferne einzuschalten, um möglichst viele Hörer zu erreichen. Das wurde bereits in Bayern erprobt - ebenso wie ein Audiokanal für Notfalldurchsagen.

EU und Bund machen Druck auf DAB+ in Autoradios

Ende 2018 hatte die EU den digitalen Empfang (neben UKW) für Autoradios zur Pflicht gemacht, die als Ab Werk-Ausstattung in Neuwagen verbaut werden. Diese Vorschrift wurde für Deutschland übernommen und gilt für alle Autoradios in Neuwagen, die ab dem 21. Dezember 2020 ausgeliefert werden. Man kann davon ausgehen, dass DAB+ damit auf der Empfangsseite einen Schub bekommt.

Enthalten ist das im §48 Absatz 5 des Telekommunikationsgesetzes (6. Novelle). Die Empfangstechnik wird (juristisch verklausuliert) sehr allgemein beschrieben:
Jedes Autoradio „muss einen Empfänger nach dem jeweiligen Stand der Technik enthalten, der zumindest den Empfang und die Wiedergabe von Hörfunkdiensten unmittelbar ermöglicht, die über digitalen terrestrischen Rundfunk ausgestrahlt werden ...“ Zusätzlich wird auf die Konformität mit offiziellen europäischen Normen verwiesen. Für Autoradios kommt dafür Ende 2019 und noch lange nur DAB+ in Frage.

Technische Neu- oder Weiterentwicklungen werden vom TKG im Übrigen offengehalten. Beispielsweise würde eine künftige Radioverbreitung in einem Mobilfunkverfahren (5G Radiobroadcast) die Vorgabe des TKG erfüllen, sofern das Sendeverfahren von der EU offiziell anerkannt wird.

Schon ohne Vorgabe war man in einigen anderen Ländern Europas schneller: In Norwegen senden Ende 2017 nur noch wenige UKW-Sender über UKW. Die schweizerische Entscheidung, UKW bis 2024 zugunsten von DAB+ abzuschalten, sorgt für einen Umstiegsdruck. Anfang 2016 waren schon 65 Prozent der verkauften Neuwagen mit DAB+-Radios ausgestattet. In England wurden sogar 80 Prozent der dort 2015 verkauften Neuwagen mit einem DAB-Classic Autoradio ausgeliefert. Und in Italien greift die Verpflichtung auf analog-digitale Hybridtuner bereits ab dem 1. Januar 2020.

Weitere Informationen
dehnmedia-Datenbank: Autoradios etc. (Nachrüstung), TPEG-Navis.
Hintergrund: Hybridtuner (EECC und 6. TKG-Novelle).
Hintergrund: Mobilitätsdienste mit TPEG-Verkehrsdaten.
Hintergrund: Notfall-Infos über DAB+.
Hintergrund: DAB+ und autonomes Fahren in der Forschung.
Bundestag beschließt Hybridradio-Pflicht (20.10.2019).
EU-Rat beschließt Hybridtuner-Pflicht für Kfz (4.12.2018).
2017: Knapp 40% der Neuwagen mit DAB+ (29.1.2018).
Attraktivität steigt (16.9.2016).
DAB+ ab Autowerk in Deutschland (29.2.2016).
DAB+ ab Autowerk in Italien (10.2.2016).
DAB-Radios in vier von fünf britischen Neuwagen (20.1.2016).
DAB+ beim Jetta Hybrid (13.12.2012).
Autohersteller zögerlich mit DAB+-Ausstattungen (4.6.2012).



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